Z Gastroenterol 2021; 59(08): e234
DOI: 10.1055/s-0041-1733683
Komplikationen bei Leberzirrhose
Dienstag, 14. September 2021, 13:30-14:50 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 1
Leber und Galle

Atypische bakterielle Infektionen bei Patienten mit Leberzirrhose

MC Reichert
1   Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
SL Becker
2   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
R Greinert
3   Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik für Innere Medizin II, Halle, Deutschland
,
A Zipprich
4   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
C Ripoll
3   Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik für Innere Medizin II, Halle, Deutschland
,
M Krawczyk
1   Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
5   Laboratory of Metabolic Liver Diseases, Center for Preclinical Research, Department of General, Transplant and Liver Surgery, Medical University of Warsaw, Warsaw, Polen
,
F Lammert
1   Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
6   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
S Schneitler
2   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Bakterielle Infektionen (BI) spielen eine wichtige Rolle im natürlichen Verlauf der Zirrhose und können zur Dekompensation oder einem letalen Verlauf führen. Die häufigsten BI bei Zirrhose sind Harnwegsinfektionen (HWI), Pneumonien und die spontan-bakterielle Peritonitis (SBP). Atypische BI bei Zirrhose wurden bisher kaum untersucht.

Ziele Wir haben atypischen BI mit den typischen BI verglichen, und die klinischen Daten korreliert.

Methodik In dieser retrospektiven Analyse an zwei tertiären Leberzentren wurden von 2005-2018 466 Patienten mit Leberzirrhose und BI, die eine antibiotische Therapie benötigten, eingeschlossen. Die BI wurden anhand der spezifischen Diagnosekriterien jeder BI eingeteilt, und die klinischen und laborchemischen Parameter zum Zeitpunkt der BI verglichen.

Ergebnisse BI nach Interventionen (n = 17) wurden ausgeschlossen. Typische BI (n = 336): 131 HWI, 101 Pneumonien, 82 SBP sowie 22 spontane Bakteriämien. Atypische BI (n = 78): 19 Weichteilinfektionen, 12 Clostridioides difficile-Colitiden, 10 intraabdominelle BI, 10 BI bei Gallensteinen, 10 Cholangitiden anderer Ursache, 4 Osteomyelitiden, 3 Endokarditiden, 3 Fremdkörper-assoziierte BI, 2 Peritonsillarabszesse, 2 Parotitiden, eine Sialadenitis, Epididymitis und Meningitis. Im Vergleich typische/atypische BI zeigten sich keine Unterschiede hinsichtlich Alter, Geschlecht oder Ätiologie der Zirrhose. Interessanterweise lag jedoch bei atypischen BI seltener eine fortgeschrittene Lebererkrankung vor, was sich im Kreatininwert (1,38±1,17 vs. 1,14±0,60 g/dl; p = 0,02) sowie MELD- (15±7 vs. 13±5; p = 0,005) und Child-Pugh-Score (8,6±2.5 vs. 8,0±2,2; p = 0,05) ausdrückte. Ebenso waren Langzeitantibiotika (33,2 vs. 18,1 %; p = 0,002), Laktulose (48,6 vs. 33,3 %; p = 0,03) und PPI (82,4 vs. 68,1 %; p = 0,01) häufiger bei Patienten mit typischen BI verordnet worden.

Schlussfolgerungen In dieser retrospektiven Analyse waren auch seltene BI, wie eine Osteomyelitis oder Endokarditis mit einem relevantem Anteil aller BI bei Patienten mit Zirrhose vertreten. Die Lebererkrankung bei Patienten mit atypischen BI war in einem früheren Stadium, hier traten die für die jeweilige BI spezifischen Risikofaktoren in den Vordergrund. Die Zirrhose-assoziierten BI sind hingegen primär mit der Leberfunktion assoziiert.



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Article published online:
07 September 2021

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