Z Gastroenterol 2021; 59(08): e238
DOI: 10.1055/s-0041-1733693
Virushepatitis
Freitag, 17. September 2021, 12:00-13:20 Uhr, Saal 4
Leber und Galle

Reaching the unreachable: Strategien für die effektive HCV Behandlung bei Patienten mit fortgesetztem intravenösen Drogengebrauch - eine Real-World Erfahrung

L Sandmann
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
J Deppe
2   Patrida Medizinisches Versorgungszentrum, Hannover, Deutschland
,
C Beier
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
V Ohlendorf
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
J Stadler
3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Hannover, Deutschland
,
J Schneider
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
H Wedemeyer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
4   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Hannover Braunschweig, Deutschland
,
F Wedegärtner
3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Hannover, Deutschland
,
M Cornberg
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
4   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Hannover Braunschweig, Deutschland
5   Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM), Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung, Deutschland
,
B Maasoumy
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
4   Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Hannover Braunschweig, Deutschland
5   Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM), Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung, Deutschland
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Einleitung Die Behandlung der chronischen HCV Infektion ist mittels direkt wirkenden antiviralen Substanzen (DAA) effektiv und sicher und die HCV Eradikation ist das erklärte Ziel der WHO. Hohe Prävalenzraten liegen bei Menschen mit fortgesetztem intravenösen Drogenkonsum vor, deren Zugang zur Gesundheitsversorgung häufig erschwert ist. Um das WHO-Ziel zu erreichen, muss die antivirale Therapie auch dieser Patientengruppe ermöglicht werden.

Methoden In der Ambulanz für diamorphingestützte Behandlung werden 45 Patienten mit therapierefraktärer Heroinabhängigkeit mit pharmazeutisch hergestelltem Heroin substituiert. Gemeinsam mit den Kollegen der Suchtmedizin wurde eine Strategie zur HCV Behandlung in diesem Patientenkollektiv etabliert. Nach der Identifikation therapiebedürftiger Patienten erfolgten Baseline Visite und Therapieinitiierung durch das hepatologische Team vor Ort. Die Durchführung der DAA Therapie erfolgte durch die Kollegen der Suchtmedizin, das Team der Hepatologie stand konsultatorisch weiterhin zur Verfügung. Alle Patienten wurden pangenotypisch mit Sofosbuvir/Velpatasvir behandelt. Laborchemische Kontrollen erfolgten vor Baseline, sowie 12 und 96 Wochen nach Therapieende. Die Beurteilung der Lebensqualität erfolgte mittels SF-36-Fragebogen.

Ergebnisse Anti-HCV Antikörper wurden bei mehr als 1/3 der Patienten (n = 17/45) nachgewiesen und eine chronische HCV Infektion lag bei 31 % (n = 14/45) vor. Alle virämischen Patienten erhielten ein Therapieangebot, welches von neun Patienten (9/14, 64 %) wahrgenommen wurde. Fünf Patienten begannen aus nicht-medizinischen Gründen (u.a. zwischenzeitlicher Haftantritt) keine DAA-Therapie. “Angst vor Interferon-Nebenwirkungen” war der am häufigsten angegebene Grund einer bisherigen Nicht-Behandlung (n = 5/9, 55,6 %). Alle behandelten Patienten beendeten die Therapie und erreichten eine SVR (mITT: 9/9, 100 %; ITT: 9/14, 64 %). Die Therapie wurde gut vertragen, Nebenwirkungen wurden nicht berichtet. Im Nachbeobachtungszeitraum von 96 Wochen traten keine Re-Infektionen auf.

Schlussfolgerung Patienten mit fortgesetztem intravenösen Drogengebrauch können sicher und effektiv antiviral behandelt werden. Barrieren zum Therapiezugang können durch Outreach Programme von Gastroenterologen und Hepatologen überwunden werden.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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