Z Gastroenterol 2021; 59(08): e243
DOI: 10.1055/s-0041-1733706
NASH, AIH, PSC: Klinische Verläufe
Freitag, 17. September 2021, 16:30-17:50 Uhr, Saal 4
Leber und Galle

Gründe und Prädiktoren für Therapiewechsel bei Patienten mit Autoimmuner Hepatitis

L Dold
Uniklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Deutschland
,
J Reinert
Uniklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Deutschland
,
TJ Weismüller
Uniklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Deutschland
,
B Langhans
Uniklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Deutschland
,
CP Strassburg
Uniklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Deutschland
,
U Spengler
Uniklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Deutschland
,
P Lutz
Uniklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die autoimmune Hepatitis (AIH) zählt zu den autoimmunen Lebererkrankungen und betrifft überwiegend Frauen. Die Diagnose rechtfertigt oft eine lebenslange immunsuppressive Therapie mit dem Ziel, die Entstehung einer Zirrhose zu verhindern. Die Therapie besteht zumeist aus einer Induktion mit Steroid, gefolgt von einer Erhaltung mit Azathioprin oder Budesonid. Allerdings wird die Therapie regelmäßig durch Nebenwirkungen oder fehlendes Ansprechen erschwert, sodass es zu Therapiewechseln kommen kann.

Ziele Ziel der Arbeit war es, die Ursachen für Therapiewechsel bei Patienten mit AIH zu untersuchen.

Methodik Es wurden retrospektiv die Behandlungsdaten von 77 Patienten mit autoimmuner Hepatitis aus der Bonner Kohorte in der Zeit von Diagnosestellung bis 2017 mit besonderem Augenmerk auf die Adhärenz ausgewertet. Risikofaktoren für einen Therapiewechsel wurden mittels Cox-Regressions-Analyse ermittelt.

Ergebnisse Das Kollektiv bestand aus 59 (76,6 %) Frauen und 18 (23,4 %) Männern. 12 Patienten hatten zusätzlich eine PBC. Als Standard wurde eine Induktion mit Prednisolon/Budesonid und Azathioprin durchgeführt. Die Gründe für Therapiewechsel waren: fehlendes Ansprechen (34 %), Nebenwirkungen (20 %), Non-Compliance (8 %), Relapse (6 %), Overlap (3 %), Kinderwunsch/Schwangerschaft (4 %), Patientenwunsch (4 %), Neudiagnose einer Zirrhose (1 %), Stillen (0,5 %), Klinikwechsel (1 %) und andere (18,5 %). Es fiel auf, dass Patienten, die auf ein Medikament mit Nebenwirkungen reagierten, oft auch unter Alternativ-Substanzen unter Nebenwirkungen litten. Bei Patienten die >3 Therapiewechsel benötigten, lagen häufiger Nebenwirkungen (p = 0.001), fehlendes Ansprechen (p = 0,001) und Relapse unter Therapie (p = 0,006) vor. Eine multivariate Cox-Regressions Analyse ergab hohes Alter (p = 0,042) und das Vorliegen einer Zirrhose (p = 0,003) als prädiktive Faktoren für häufigere Therapiewechsel.

Schlussfolgerung Patienten, bei denen bei Diagnose bereits eine Leberzirrhose vorliegt, zeigen ein schlechteres Ansprechen auf die Therapie und haben ein hohes Risiko für vermehrte Therapiewechsel. Auch traten bei Patienten mit Nebenwirkungen gehäuft Reaktionen auf unterschiedliche Medikamente auf.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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