Z Gastroenterol 2021; 59(08): e252
DOI: 10.1055/s-0041-1733731
HCC und CCC
Freitag, 17. September 2021, 15:00-16:20 Uhr, Saal 4
Leber und Galle

Versagen der Ultraschall-Surveillance bei Risikopatienten für das hepatozelluläre Karzinom ist häufig und mit späten Tumorstadien, nicht kurativen Therapieoptionen und höherer Mortalität assoziiert. Ergebnisse einer deutschen, multizentrischen retrospektiven Kohorten-Studie

J Gillessen
1   Uniklinik Köln, Gastroenterologie & Hepatologie, Köln, Deutschland
,
P Reuken
2   Uniklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV - Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Jena, Deutschland
,
P-M Hunyady
3   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1 - Gastroenterologie und Hepatologie, Pneumologie und Allergologie, Endokrinologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
M Reichert
4   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
L Lothschütz
4   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
F Finkelmeier
3   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1 - Gastroenterologie und Hepatologie, Pneumologie und Allergologie, Endokrinologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
M Nowka
2   Uniklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV - Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Jena, Deutschland
,
G Allo
1   Uniklinik Köln, Gastroenterologie & Hepatologie, Köln, Deutschland
,
F Kütting
1   Uniklinik Köln, Gastroenterologie & Hepatologie, Köln, Deutschland
,
M Bürger
1   Uniklinik Köln, Gastroenterologie & Hepatologie, Köln, Deutschland
,
D Nierhoff
1   Uniklinik Köln, Gastroenterologie & Hepatologie, Köln, Deutschland
,
H-M Steffen
1   Uniklinik Köln, Gastroenterologie & Hepatologie, Köln, Deutschland
,
C Schramm
1   Uniklinik Köln, Gastroenterologie & Hepatologie, Köln, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Surveillance von Risikopatienten für das hepatozelluläre Karzinom (HCC) wird von internationalen Fachgesellschaften empfohlen und erfolgt in der Regel mittels Ultraschall (US) alle 6 Monate ± Alfa-Fetoprotein (AFP)-Bestimmung. Qualitätsparameter mit Ausnahme der Überwachungsintervalle sind bisher nicht definiert.

Ziele Erfassung der Rate erfolgreicher Surveillance und Identifizierung von Risikofaktoren für ein Surveillance-Versagen bei Risikopatienten für ein HCC.

Methodik Patienten mit HCC und ≥1 US vor Diagnose an 4 deutschen Universitätskliniken zwischen 2008-2017 wurden retrospektiv analysiert. Surveillance-Erfolg wurde definiert als HCC-Detektion innerhalb der Mailand-Kriterien mittels US und/oder CT/MRT.

Ergebnis 156 Patienten wurden eingeschlossen (medianes Alter 63 (IQR 57-70) Jahre, 56 % männlich, 96 % Zirrhose). Eine erfolgreiche Surveillance lag bei 71 % vor. Patienten mit Surveillance-Versagen hatten häufiger intermediäre oder spätere Tumorstadien entsprechend mBCLC-Klassifikation (96 % vs. 37 %, p< 0.001), seltener kurative Therapien (75 % vs. 15 %, p< 0.001) und geringere 1- (75 % vs. 54 %, p = 0,041), 2- (57 % vs. 32 %, p = 0.019) und 5-Jahres-Überlebensraten (16 % vs. 0 %, p = 0.009). Surveillance-Versagen war signifikant mit einem niedrigeren medianen MELD-Score (odds ratio (OR) 1,154; 95 %-KI 1,027-1,297; p = 0,016), aber nicht mit AFP ≥200 µg/L assoziiert. Die Leitlinienempfehlungen bezüglich Surveillancemodalität und -intervall wurden nur bei 47 % eingehalten. Die Detektion außerhalb der Mailand-Kriterien (n = 46) wurde zurückgeführt auf ein einzelnes HCC >5 cm (n = 3), 2-3 HCC-Knoten >3 cm (n = 10), ≥4 HCC-Knoten (n = 15), Pfortaderinfiltration (n = 1), extrahepatische Ausbreitung (n = 2) und Kombinationen dieser Befunde (n = 15). Eine alkoholische und nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (OR 6,1: 95 %-KI 1,7-21,3; p = 0,005) sowie Aszites (OR 3,9; 95 %-KI 1,2-12,6; p = 0,021) waren unabhängig voneinander mit ausgeprägten visuellen Einschränkungen im US assoziiert.

Schlussfolgerung Die Surveillance war bei einem relevanten Anteil der Patienten nicht erfolgreich. Ein niedrigerer MELD-Score war mit einem Surveillance-Versagen assoziiert. Aktuelle Leitlinienempfehlungen bezüglich Untersuchungsart und -intervall wurden bei weniger als der Hälfte der Patienten umgesetzt.



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Article published online:
07 September 2021

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