Z Gastroenterol 2021; 59(08): e259
DOI: 10.1055/s-0041-1733746
Onkologie: Varia
Donnerstag, 16. September 2021, 10:30-11:26 Uhr, Saal 5
Dünndarm, Dickdarm und Proktologie

Stressfaktor Chirurgie: Eine prospektive Kohortenstudie

A-K Lederer
1   Universitätsklinikum Freiburg, Uni-Zentrum für Naturheilkunde, Freiburg, Deutschland
,
R Huber
2   Universitätsklinik Freiburg, Uni-Zentrum Naturheilkunde, Freiburg, Deutschland
,
G Paul
3   Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland
,
A Knott
2   Universitätsklinik Freiburg, Uni-Zentrum Naturheilkunde, Freiburg, Deutschland
,
A Müller
2   Universitätsklinik Freiburg, Uni-Zentrum Naturheilkunde, Freiburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Operationen sind ein massiver Stressreiz für den menschlichen Körper und eine psychische Belastung für Patienten, die sich einer Operation unterziehen müssen. Jüngste Forschungsergebnisse legen nahe, dass psychische Belastungen das postoperative Ergebnis nach Operationen beeinflussen können. Bisher ist unklar, ob die Stimmung auch einen Einfluss auf das Ergebnis und die Komplikationsrate nach kolorektalen Operationen hat.

Ziele Evaluation der Bedeutung der Stimmung eines Patienten für das postoperative Outcome nach einer kolorektalen Operation.

Methodik Über einen Zeitraum von 22 Monaten wurde eine monozentrische Beobachtungsstudie bei Patienten durchgeführt, die sich einer elektiven kolorektalen Operation ohne Anlage eines künstlichen Darmausgangs in einem universitären allgemein- und viszeralchirurgischen Zentrum unterziehen mussten. Die Patienten wurden gebeten präoperativ sowie am 3., 6. und 9. postoperativen Tag einen standardisierten mehrdimensionalen Stimmungsfragebogen (MDBF) auszufüllen, um Stimmung, Wachheit und Ruhe bzw. Unruhe zu beurteilen.

Ergebnis Insgesamt wurden die Ergebnisse von 80 Patienten (51 % Männer, durchschnittlich 59 Jahre alt) analysiert. Fast die Hälfte der Patienten (45 %) entwickelte postoperative Komplikationen gemäß der Clavien-Dindo-Klassifikation (Grad I 61 %, Grad II 17 %, Grad III 22 %, Grad IV 0 %). Die Stimmung des Patienten stieg vom präoperativen Tag bis zum 9. postoperativen Tag kontinuierlich an. Die Wachkeit der Patienten nahm anfangs (von präoperativ bis zum 3. postoperativen Tag) ab und nahm im weiteren Verlauf wieder zu. Die Unruhe der Patienten war präoperativ am höchsten und reduzierte sich postoperativ. Weder die Stimmung noch die Erregung der Patienten beeinflussten die Komplikationsrate. Die präoperative Wachheit war bei Patienten mit späterer Entwicklung von Komplikationen signifikant erhöht.

Schlussfolgerung Die durch den MDBF gemessene psychische Belastung hatte keinen Einfluss auf die postoperative Komplikationsrate von Patienten, die sich einer elektiven kolorektalen Operation unterzogen. Es zeigen sich starke individuelle Unterschiede der Patienten, die betonen, wie wichtig eine individuelle Begutachtung des Stresslevels der Patienten ist um die Bedürfnisse der Patienten wahrnehmen zu können.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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