Z Gastroenterol 2021; 59(08): e261
DOI: 10.1055/s-0041-1733753
Motilität: Von Prävalenz bis zur Therapie
Mittwoch, 15. September 2021, 15:10-16:30 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Neurogastroenterologie und Motilität

Warum werden Phytopharmaka insbesondere bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen verwendet? Entzündungshemmung als gemeinsamer Wirkmechanismus

O Kelber
1   Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, PSDC, Bayer Consumer Health, R&D, Darmstadt, Deutschland
,
K Nieber
2   Institut für Pharmazie, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
MT Khayyal
3   Faculty of Pharmacy, Cairo University, Department of Pharmacology, Kairo, Ägypten
› Author Affiliations
 

Einleitung Es ist erst etwa 20 Jahre her, dass entzündliche Veränderungen verstärkt als eine der Ursachen von funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen diskutiert werden [1], wofür geringgradig erhöhte Konzentrationen von Entzündungsmediatoren, die sich nicht klinisch manifestieren, aber mit dem enterischen Nervensystem interferieren, verantwortlich gemacht werden. Pflanzliche Arzneimittel zählen zu den führenden Therapieoptionen bei diesen Erkrankungen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass hierbei deren entzündungshemmende Eigenschaften relevant sein könnten.

Material und Methode Um dieser Vermutung nachzugehen, wurden Datenbankrecherchen [Medline, EMBASE] durchgeführt und zudem Lehrbücher und Daten zu weiteren in der Indikation verwendeten pflanzlichen Präparaten herangezogen.

Ergebnis Für die Mittel bzw. ihre Inhaltsstoffe konnten entzündungshemmende Eigenschaften aufgezeigt werden, in vitro, aber auch in vivo, sowie für einige Drogen bzw. Präparate auch in klinischen Studien. Anders als bei den NSAR, also den klassischen Entzündungshemmern, die zumeist die Cyclooxigenasen (COX) hemmen, konnte für pflanzliche Entzündungshemmer eine schleimhautschützende Wirkung gezeigt werden, u.a. am Magen, dort verbunden mit einer Erhöhung der schleimhautschützenden Prostaglandine, und am Darm, wo sie je mit einer Besserung der entzündungsbedingten funktionellen Störungen verbunden war.

Diskussion und Schlussfolgerungen Die bei funktionellen gastroenterologischen Erkrankungen verwendeten pflanzlichen Drogen und Präparate weisen durchgängig entzündungshemmende Eigenschaften auf, die funktionellen Störungen entgegenwirken können. Dies könnte künftig besondere Relevanz gewinnen, da auch die funktionellen Störungen des Magen-Darm-Traktes, die zu den Folgen des Long- bzw. Chronic-COVID-Syndroms gehören, das bei einem hohen Prozentsatz der an Covid-19 Erkrankten auftritt, auf eine geringgradige chronische Entzündung zurückgeführt werden.

Widmung Dieser Beitrag ist Samuel N. Okpanyi, Pionier der Phytopharmakologie insbesondere auf dem Gebiet der Gastroenterologie, gewidmet, der am 23. Februar 2021 verstorben ist. Seine wissenschaftliche Integrität und sein wissenschaftliches Erbe sind uns Verpflichtung.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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  • Literatur

  • 1 Camilleri M. et al., Gastroenterol 2001; 120: 652-68