Z Gastroenterol 2021; 59(08): e261-e262
DOI: 10.1055/s-0041-1733754
Motilität: Von Prävalenz bis zur Therapie
Mittwoch, 15. September 2021, 15:10-16:30 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Dünndarm, Dickdarm und Proktologie

Luminale Histaminbindung durch Heilerde - Klinische Effekte und in vitro Daten zur Histaminbindung als potentieller Therapieansatz bei Histamin-vermitteltem Reizdarm

J Kleinhenz
1   Privatpraxis, Walluf, Deutschland
,
A Roßmeißl
2   Malteser Waldkrankenhaus Erlangen, Medizinische Klinik 2, Erlangen, Deutschland
,
K Hotfiel
3   Familienarztzentrum, Kirchlengern, Deutschland
,
M Radecki
4   Praxis, Köln, Deutschland
,
M Raithel
2   Malteser Waldkrankenhaus Erlangen, Medizinische Klinik 2, Erlangen, Deutschland
› Author Affiliations
 

In der Ätiopathogenese des Reizdarms spielen u.a. Allergien, Infektionen, Mastzellaktivierung und NMU (z.B. biogenen Amine) eine Rolle. Naturreine Heilerde besitzt eine große Oberfläche und hat das Potential zur Bindung verschiedener Substanzen wie Histamin und anderer biogener Amine.

In einem in-vitro Ansatz wurde zunächst geprüft, ob und in welchem quantitativen Maße Heilerde das Histamin binden kann. Physikalische Bindungsstudien mit 10 bzw. 40mg Histamin auf 20g LUVOS Heilerde wurden für 1 und 2h bei 37° durchgeführt und die Histaminmenge zum Zeitpunkt 0 bzw. nach 1 und 2h mittels HPLC/DAD Methode bestimmt.

In einer nicht-interventionellen Studie haben 27 Pat. mit langjährigen Histamin-vermittelten Symptomen über 20 Tage 3 x 6,5g Heilerde/die eingenommen. Toleranz, Nebenwirkungen und Schmerzscore wurden mit subjektivem Scoringsystem erfasst, um eine Wirksamkeit der Heilerde durch Bindung von Histamin im GIT zu erfassen.

Im Vgl. zur Kontrolle mit 100 % Recovery an Histamin konnten 20g Heilerde bei der 10- bzw. 40mg Histamindosis in-vitro eine Bindung von ca. 35 % bzw. 48 % des eingesetzten Histamins < 60 Min erreichen [Δ abs. Reduktion 0,73mg/dl bzw. 3,75mg/dl]. Eine weitere Bindung durch längere Inkubation zeigte keinen Mehreffekt. Die gebundene Histaminmenge ist in-vitro deutlich höher als die in vivo im Darm und Gewebe vorliegenden Histaminkonzentrationen, so dass Heilerde prinzipiell zur Bindung im GIT geeignet erscheint.

5/27 Pat. (18,5 %) zeigten eine vollständige Remission, 4 Pat. davon konnten auf die Histamin-freie Diät verzichten. Bei guter Verträglichkeit zeigten die übrigen 7 Pat. (25,9 %) im Vgl. zu vor Therapie eine sehr deutliche Rückbildung ihrer Symptome (>75 %), 8 Pat (29,6 %) eine gute Symptomreduktion (50-75 %). Bei 7 Pat. (26 %) traten keine Verbesserungen ein.

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass Luvos-Heilerde ein therapeutisch nutzbares Bindungsverhalten für luminal im GIT vorhandenes Histamin besitzt. Es stellte sich bei mehr als zwei Drittel der Pat. eine Symptomreduktion ein. Bei der zunehmenden Anzahl an Allergien, HIS und Mastzell-bedingten Erkrankungen kann Heilerde eine potentielle bedeutsame, nicht-immunsuppressive Therapiealternative darstellen, um durch biogene Amine induzierte Reizdarmsymptome zu lindern.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany