Z Gastroenterol 2021; 59(08): e275-e276
DOI: 10.1055/s-0041-1734046
Zwei B’s: Barrett und Blutung
Dienstag, 14. September 2021, 13:40-15:00 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Endoskopie

Risikofaktoren für eine obere gastrointestinale Blutung bei Intensivstation-Patienten (GIB-ICU Study) - Eine monozentrische retrospektive Beobachtungsstudie in einem deutschen Universitätsklinikum

A Poszler
1   Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Deutschland
,
E Nguyen
2   Technische Universität München, Fakultät für Humanmedizin, München, Deutschland
,
M Braunisch
3   Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, Abteilung für Nephrologie, München, Deutschland
,
J Wiessner
1   Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Deutschland
,
J Ullrich
1   Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Deutschland
,
S Rasch
1   Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Deutschland
,
RM Schmid
1   Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Deutschland
,
T Lahmer
1   Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, II. Medizinische Klinik, München, Deutschland
› Author Affiliations
 

Zur Risikoeinschätzung der nicht-varikösen, oberen gastrointestinalen Blutung liegen mit dem Glasgow-Blatchford-Score oder dem Rockall-Score etablierte Scores vor. Für Intensivpatienten wurden diese Scores bislang nicht evaluiert.

Ziel der vorliegenden Studie ist es deshalb, signifikante Prädiktoren für obere GI-Blutungen, endoskopischen Interventionsbedarf und Mortalität bei Intensivpatienten mit GI-Blutung zu untersuchen.

Es wurden zwischen 2014 und 2019 alle Intensivpatienten mit Verdacht auf eine obere GI-Blutung eingeschlossen. Neben einer multiplen logistischen Regressionsanalyse für die Analyse der Prädiktoren verwendeten wir für die Untersuchung der bereits etablierten Scores die AUROC-Methode.

Es wurden 345 ÖGDs (245 Patienten) durchgeführt. 42,3 % hatten eine aktive Blutung, bei 52 % erfolgte eine endoskopische Intervention. 93 Patienten (37,8 %) verstarben. AUC für den modifizierten GBS bei der oberen GI-Blutung war 0,578. Die Mortalität ergab ein AUC von 0,637 für den Rockall-Score. Die obere GI-Blutung korrelierte signifikant mit folgenden Prädiktoren: stattgehabte variköse und nicht-variköse Blutung, Laktat-Differenz, max. Herzfrequenz, Verwendung von Steroide, Transfusion von EKs. Die endoskopische Intervention korrelierte mit folgenden Prädiktoren: stattgehabte variköse und nicht-variköse Blutung, männliches Geschlecht, Lebererkrankung, Verwendung Katecholaminen. Die Mortalität korrelierte mit folgenden Prädiktoren: Verwendung von Steroiden, maligne Vorerkrankung, diffuse Schleimhautblutung, PTT, maximale Noradrenalin-Rate. Die variköse Blutung korrelierte außerdem mit Hämatochezie und max. Laktat.

Es konnte gezeigt werden, dass eine Risikoabschätzung einer oberen GI-Blutung durch die bestehenden Scores auch bei Intensivpatienten möglich ist, jedoch mit eingeschränkter Präzision. Außerdem konnte gezeigt werden, dass weitere Prädiktoren wie Laktat- und PTT-Werte, Transfusions- und Katecholamin-Bedarf und Steroide signifikant mit Blutungen, endoskopischen Interventionen und Mortalität korrelieren. Wir empfehlen, anhand der gewonnenen Informationen eine prospektive, multizentrische Studie durchzuführen, um die Ergebnisse zu validieren und dadurch eine Grundlage für einen neuen, adaptierten Risikoscore, zugeschnitten auf Intensivpatienten, zu etablieren.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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