Z Gastroenterol 2021; 59(08): e278
DOI: 10.1055/s-0041-1734053
Deep Learning im Intestinum
Donnerstag, 16. September 2021, 12:00-13:20 Uhr, Saal 4
Endoskopie

Künstliche Intelligenz hilft die Adenomdetektion über den Tag konstant zu halten

R Richter
Universität Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
,
J Bruns
Universität Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
,
J Weigt
Universität Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
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Hintergrund Systeme auf Basis künstlicher Intelligenz (KI) führen zu einer Zunahme der Polypen- und Adenomdetektion. Es ist bekannt, dass die Polypendetektion und Adenomdetektion über den Tagesverlauf durch Ermüdung abnimmt. Ob die Anwendung von KI-Systemen die Adenomdetektion konstant über den Tag erhöht und so den Ermüdungsfolgen entgegenwirkt ist bislang nicht untersucht worden.

Methoden Wir führten eine retrospektive Analyse der Daten von Koloskopien durch, die ohne KI-System erfolgten und verglichen diese mit einer späteren Kohorte bei der ein KI-System (CAD-Eye, Fujifilm) zum Einsatz kam. Beide Gruppen wurden mit demselben Endoskopiesystem durchgeführt. Nur Patienten mit einem BBPS >6 wurden eingeschlossen. Die Daten bezüglich Tageszeit und der Performance in Bezug auf Adenom- und Polypendetektion wurden erfasst und ausgewertet.

Ergebnisse Es wurden insgesamt 243 Koloskopien ausgewertet. In der AI+ Gruppe wurden 108 und in der AI- Gruppe 135 Untersuchungen eingeschlossen.

Die Adenoma Detection Rate (ARD) war in beiden Gruppen gleich (AI+ 0.39 vs. AI- 0.43). In der AI- Gruppe fiel die ADR von 0.45 auf 0.32 ab. In der AI+ Gruppe von 0.4 auf 0.36. In der AI- Gruppe konnten wir einen klaren Trend zum Abfall der detektierten Adenome über den Tagesverlauf sehen. Die meisten Adenome wurden in den ersten Koloskpien gefunden und fielen von 3.5 auf 1.8 Polypen pro Pateinten in einer hyperbolen Beziehung ab. Den selben Trend konnten wir für die Untersuchungszeiten feststellen. Auf der anderen Seite war die Adenomdetektion pro Patient nahezu konstant in der AI+ Gruppe (2.2 - 1.9). Auch die Untersuchungszeit war in dieser Gruppe konstant länger. Zwischen 9 und 11 Uhr war die Adenomdetektion am höchsten. In den Untersuchungen ohne Adenomdetektion, um Zeitverzögerungen durch Poylpenabtragungen zu umgehen, konnten wir generell längere Rückzugszeiten feststellen, wenn die KI benutzt wurde (AI- 7,7 vs. AI+ 8.8 Minuten).

Schlussfolgerungen Das angewendete KI System hilft die Adenomdetektion über den Arbeitstag konstant zu halten. Da durch die KI Anwendung die Rückzugszeit verlängert wird, scheint der Effekt wird nicht alleine durch die automatisierte Polypendetektion ausgelöst zu sein, sondern durch die Beeinflussung des Verhaltens des Untersuchers durch die KI.



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Article published online:
07 September 2021

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