Z Gastroenterol 2021; 59(08): e292
DOI: 10.1055/s-0041-1734092
Management von Leckagen im oberen GI-Trakt: Wie kriegt man es wieder zu?
Donnerstag, 16. September 2021, 16:10-17:30 Uhr, Saal 5
Ösophagus und Magen

Interdisziplinäre Herausforderung Aorto-ösophageale Fisteln: erste Ergebnisse eines individualisierten mehrschrittigen Behandlungskonzepts

M Helmedag
1   Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
,
R Eickhoff
1   Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
,
A Lambertz
1   Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
,
J Grommes
2   Klinik für Gefäßchirurgie, Uniklinik der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
,
M Jacobs
2   Klinik für Gefäßchirurgie, Uniklinik der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
,
UP Neumann
1   Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
,
C Klink
1   Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
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Einleitung Aorto-ösophageale Fisteln (AEF) sind eine seltene aber lebensbedrohliche Erkrankung des Mediastinums. Insbesondere sind AEF in Gegenwart von infizierten Stentgrafts, z.B. nach thorakalem endovaskulärer Aortenrersatz (TEVAR) nur durch ein mehrstufiges interdisziplinäres Therapiekonzept heilbar.

Ziele Es werden erste Ergebnisse unseres vierstufigen Konzeptes, das aus der überbrückenden TEVAR, der Ösophagektomie, der vollständigen Stentententfernung mit anschließendem totalen bovinen Tuben-Aortenersatz (TBTAR) und schließlich der Ösophagealrekonstruktion nach individuellem Zeitplan besteht, vorgestellt.

Methodik Es wird eine Fallserie aller Patienten, die o.g. Behandlungkonzept der AEF aus unserer Klinik seit 2015 erhalten haben, vorgestellt. Retrospektiv wurden Gesamtüberleben, die Dauer der intensivmedizinischen Behandlung, die Krankenhausaufenthaltsdauer bis zur Entlassung, die Komplikationen nach Clavien-Dindo Score, sowie die Vervollständigung der chirurgischen Therapie und weitere Parameter ausgewertet.

Ergebnis Seit 2015 wurden vier Patienten als vierstufiges Konzept mit AEF in unserer Klinik behandelt. Die 30-Tage-Sterblichkeit lag bei 0 %, die Gesamtüberlebenszeit nach einem Jahr bei 75 %. Alle Patienten überlebten mehr als 5 Monate und konnten nach TEVAR und Ösophagektomie entlassen werden. TBTAR konnte bei zwei von vier Patienten (50 %) durchgeführt werden. Die ösophageale Rekonstruktion wurde bei allen Patienten abgeschlossen. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 20,3 ± 1,7 Monate.

Schlussfolgerung Insbesondere ist das Akutmanagement der AEF mit dem beschriebenen Behandlungskonzept zufriedenstellend. Dennoch bleibt die Wiederherstellung des Kreislaufsystems und des Verdauungstrakts eine große Herausforderung mit einer weiterhin hohen Morbidität verbunden. Das beschriebene gestaffelte vierstufige Therapiekonzept erscheint zur Reduktion des Traumas des einzelnen chirurgischen Schritts vielversprechend und kann entsprechend des Allgemeinzustandes des Patienten zur Individualisierung der Behandlung verwendet werden. Die immer gelungene Rekonstruktion des Verdauungstraktes zeigt, dass ein Wechsel der Therapiestrategie auf ein palliatives Konzept mit guten Ergebnissen durchgeführt werden kann.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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