Z Gastroenterol 2021; 59(08): e301
DOI: 10.1055/s-0041-1734118
Fallberichte und Intraabdominelle Entzündungen
Dienstag, 14. September 2021, 16:15-17:35 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 1
Klinische Praxis und Versorgungsforschung

Ein seltener Fall einer isolierten alveolären Echinokokkenzyste im Musculus iliopsoas

T Oksentyuk Polyakova
1   Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Magdeburg, Deutschland
,
F Meyer
1   Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Magdeburg, Deutschland
,
MS Hinnerichs
2   Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg, Deutschland
,
A Surov
2   Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg, Deutschland
,
D Jechorek
3   Universitätsklinikum Magdeburg, Institut für Pathologie, Magdeburg, Deutschland
,
W Obst
4   Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
,
M Petersen
1   Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Magdeburg, Deutschland
,
RS Croner
1   Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Magdeburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Ziel lllustration einer seltenen primären isolierten muskulären Echinokokkenzyste

Kasuistik Ein 18-jähriger Patient (chronische Hepatitis B) stellte sich 12/2020 aufgrund von seit Monaten bestehenden, aus dem LWS-Bereich bis nach infrapatellar rechts reichenden Schmerzen bei leichter Kraftminderung im rechten Bein vor. Nachdem er initial symptomatisch behandelt worden war, erfolgte dann ex domo ein LWS-MRT. Hier zeigte sich eine 3,8x4,0x9,0 cm große gekammerte zystische Formation im rechten M. iliopsoas mit Affektion der Nervenwurzel L4. Die Echinokokkenserologie war negativ. Daher erfolgte die hiesige Vorstellung zur weiteren differenzialdiagnostischen Abklärung und therapeutischen Entscheidungsfindung.Sonografisch wie auch im KM-MRT von Abdomen-Becken zeigte sich die Raumforderung in Form und Größe unverändert (Thorax-Röntgenübersicht: ebenso keine Auffälligkeiten). Abermals war die Echinokokkenserologie negativ. Elektrophysiologisch zeigten sich keine neuen Aspekte.Nach Vorgehensentscheid der hiesigen interdisziplinären Tumorkonferenz erfolgte die offene Resektion in toto unter peinlicher Vermeidung einer Zysteneröffnung. Intraoperativ fand sich kein Bezug zu Nervenstrukturen. Histologisch bestätigte sich die Verdachtsdiagnose einer Echinokokkuszyste (E. multilocularis) mit vitalen Protosolices bei kompletter Befundentfernung. Im postoperativ durchgeführten CT Schädel-Becken zeigten sich lediglich reaktiv veränderte Lymphknoten im Umfeld des OP-Gebietes.Postoperativ kam es nach vorübergehender Zunahme von Kraftminderung, Hyp- und Dysästhesie des rechten Beins zu einer raschen Erholung des Patienten. Es wurde eine antiinfektive Therapie mit Albendazol eingeleitet.

Schlussfolgerung In Industrienationen mit hohen Hygienestandards sind Infektionen mit Echinococcus multilocularis selten. Aufgrund der langen Latenzzeit zwischen Infektion und Diagnosestellung und der zunehmenden internationalen Migration werden Ärzte in Deutschland wieder häufiger mit Echinokokkose konfrontiert. Zumeist besteht ein Befall der Leber mit oder ohne Beteiligung weiterer Organe. Ein isolierter Befall im Bereich der Weichgewebe ist hingegen selten und bedarf daher einer besonderen differenzialdiagnostischen Abwägung. Die chirurgische Resektion in toto stellt die Therapie der Wahl dar.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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