Anwendungsfrequenz und Relevanz von Komplementärmedizin in der Chirurgie: Ergebnisse einer Querschnittstudie und Literaturreview

Einleitung Umfragen zeigen eine hohe Anwendungsfrequenz von Komplementärmedizin in der Allgemeinbevölkerung. Ob die Anwendung von Komplementärmedizin auch eine Relevanz bei chirurgischen Patienten hat, ist bisher nicht geklärt.

Ziele Erfassung der Anwendungsfrequenz und Relevanz von Komplementärmedizin in der Chirurgie.

Methodik Es wurde an drei baden-württembergischen Universitätskliniken eine Befragungsstudie mit einem papierbasierten Fragebogen durchgeführt, der aus 21 Fragen bestand, die die Nutzung von Komplementärmedizin, das Interesse an Komplementärmedizin und die Kommunikation über Komplementärmedizin bei stationären chirurgischen Patienten erfassten. Teilnahmeberechtigt waren Patienten jeden Alters, unabhängig von Diagnose und Behandlung.

Ergebnis Insgesamt stimmten 151 Patienten einer Teilnahme zu. 44 % der Patienten gaben eine aktuelle Verwendung von Komplementärmedizin an, wobei die Rate in Freiburg deutlich höher (71 %) als in Heidelberg (32 %) und Ulm (22 %) war. Die am häufigsten verwendenten Therapieformen waren körperliche Bewegung (63 %), Nahrungsergänzungsmittel (59 %) und pflanzliche Medikamente (56 %). Mehr als die Hälfte der Patienten gab ein starkes Interesse an einer komplementärmedizinischen Beratung an. Fast 80 % der Patienten wünschten sich eine ganzheitliche Behandlung und dass behandelnde Ärzte über Komplementärmedizin informiert sind. Nur 12 % der Patienten teilten die Verwendung von oder ein Interesse an Komplementärmedizin ihrem behandelnden Arzt mit. Die Literaturrecherche erbrachte mit einer durchschnittlichen Anwendungsfrequenz von 43 % und einem Interesse an Komplementärmedizin von 66 % ähnliche Ergebnisse.

Schlussfolgerung Die Ergebnisse unserer Umfrage unterstreichen die Relevanz von Komplementärmedizin in der Chirurgie. Behandelnde Ärzte sollten Patienten nach einer komplementärmedizinischen Behandlung fragen und über Komplementärmedizin informiert sein um eine sichere und Patienten-zentrierte Behandlung leisten zu können.

Publication History

Article published online:
07 September 2021