Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2021; 49(06): 469
DOI: 10.1055/s-0041-1739102
Abstracts | DVG

V02 Untersuchung zur wirksamen Schmerzausschaltung bei der Saugferkelkastration mittels Lokalanästhesie

S Wendt
1   Klinik für kleine Klauentiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
F J Söbbeler
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
A von Altrock
1   Klinik für kleine Klauentiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
K H Waldmann
1   Klinik für kleine Klauentiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
SBR Kästner
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Ziel der Studie war es zu ermitteln, inwieweit die subskrotale und intratestikuläre Lokalanästhetikum-Injektion Schmerzreaktionen bei bis zu 7 Tage alten Ferkeln hervorruft und ob eine wirksame Ausschaltung der Nozizeption für die chirurgische Saugferkelkastration erzielt wird.

Material und Methode Die Studie wurde in einem randomisierten, geblindeten Parallelgruppen-Studiendesign mit 20 Ferkeln pro Gruppe in oberflächlicher Isoflurananästhesie (0,8 MAC) durchgeführt. Die Lokalanästhetika Procainhydrochlorid (2%), Lidocainhydrochlorid (2%) oder Mepivacainhydrochlorid (2%) wurden mit jeweils 0,5 ml je Injektionsstelle oder als jeweils zugelassene Maximaldosierung (Procain: 5 mg/kg KGW; Lidocain: 4 mg/kg KGW; Mepivacain: 0,04 mg/kg KGW) entsprechend des Körpergewichts mit isotoner Kochsalzlösung verdünnt auf 0,3 ml je Injektionsstelle subskrotal und intratestikulär appliziert. Zwei zusätzliche Placebogruppen erhielten je Lokalisation 0,5 bzw. 0,3 ml isotone Kochsalzlösung. Zudem diente als Kontrollgruppe für den Injektionsschmerz eine Gruppe, deren Ferkel eine intramuskuläre Injektion von 0,5 ml isotoner Kochsalzlösung erhielten. Während der Injektion und der Kastration wurden Atem- und Pulsfrequenz, der invasiv gemessene arterielle Blutdruck (A. femoralis) sowie ein EKG zur Auswertung der Herzfrequenzvariabilität und ein EEG aufgezeichnet. Außerdem wurden Abwehrbewegungen bewertet. Normal verteilte Daten wurden mittels gepaartem t-Tests, einer ANOVA für verbundene Stichproben oder einer einfaktoriellen ANOVA verglichen, nicht normal verteilte Daten mittels Kruskal-Wallis-Test, Wilcoxon’s Two Sample Test und Vorzeichen-Rang-Test.

Ergebnisse Die intratestikuläre und subskrotale Injektion rief in allen Gruppen eine deutliche Abwehrreaktion hervor. Während der Kastration waren v. a. die Abwehrreaktionen der Tiere in den Gruppen Lido0.5 und Mepi0.5 signifikant geringer als bei den Kontrolltieren. Der mittlere arterielle Blutdruck stieg in den Gruppen Proc0.3, Proc 0.5, Lido0.3, Mepi0.3, NaCl0.5 und NaCl0.3 während der Kastration signifikant an. In den Gruppen Lido0.5 und Mepi0.5 zeigte sich keine signifikante Steigerung. Für die Parameter Herzfrequenz, Atemfrequenz und Herzfrequenzvariabilität wurden entsprechende Veränderungen ermittelt. Die EEG-Aufzeichnungen zeigten keine eindeutigen Weckreaktionen, die auf Nozizeption hinweisen.

Schlussfolgerung Lidocain 2% oder Mepivacain 2% konnte eine nachweisbare Schmerzreduktion während der Saugferkelkastration am immobilisierten Ferkel erzielen, doch erwies sich die Injektion selbst als deutlich schmerzhaft.



Publication History

Article published online:
03 December 2021

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