Sportphysio 2016; 04(02): 52-56
DOI: 10.1055/s-0042-104335
Research
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sportphysio Research

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Publication Date:
04 May 2016 (online)

VKB-Rekonstruktion

EIGENE EINSCHÄTZUNG DER FUNKTION, INSTABILITÄT UND SCHWELLUNG KORRELIERT MIT RTP Im Sport gilt eine Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (VKB) als beste Maßnahme, um eine Rückkehr in den Sport zu ermöglichen. Trotzdem zeigt die aktuelle Literatur, dass nur zwischen 8–50 % wieder auf demselben Niveau Sport treiben wie vor der Verletzung. Im Kontaktsport kehren sogar bis zu 70 % nicht mehr in den ursprünglichen Sport zurück. Inwiefern Kriterien wie Kraft, Beweglichkeit und Sprungtests die Rückkehr in den Sport ermöglichen, ist noch unzureichend erforscht. Da diese Faktoren auch mit der eigenen Einschätzung der Kniefunktion zusammenhängen, hat es sich diese Studie zum Ziel gesetzt, zu schauen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen klinischen Variablen wie demografische Angaben, Einschränkungen und psychosoziale Faktoren und der Rückkehr in den Sport.

In die Studie einbezogen wurden sportlich aktive Patienten (Wert auf der Tegner-Skala von mindestens 5) zwischen 15 und 50 des University of Florida Orthopaedics and Sports Medicine Institute, welche zur Ein-Jahres-Kontrolle nach einer VKB-Rekonstruktion kamen. Alle einbezogenen Patienten hatten ausschließlich eine isolierte erstmalige VKB-Ruptur erlitten.

Folgende Daten wurden gesammelt:

  • demografische Angaben wie: Alter, Geschlecht, Gewicht, Zeit zwischen VKB-Ruptur und Rekonstruktion

  • Kniebefunde wie: Schwellung (Stroke Test), passives Bewegungsausmaß in Flexion und Extension (Goniometer), Knee Ligament Laxity Tests (Anterior-Displacement-Messung mittels Knee Ligament Arthrometer), Quadrizepskraftmessung (isokinetische Kraftmessung des Peak Knee Extensor Torque von 90–0 ° Flexion bei einer Geschwindigkeit 60 °/s, Berechnung des Symmetrieindex sowie Normalisierung im Verhältnis zum Körpergewicht)

  • Fragebogen: Tegner Activity Scale (0–10) (s. Weitere Infos: Tegner Activity Scale), Knieschmerz (NRS von 0–10), Häufigkeit von Episoden von Knieinstabilität seit der Operation (0-mal, 1-mal, 2–5-mal, häufiger als 5-mal), Kurzversion der Tampa-Skala für Kinesiophobie zur Erfassung der Angst vor Bewegung und Wiederverletzung (11–44 Punkte), Kniefragebogen International Knee Documentation Committee Subjective Knee Evaluation Form (IKDC) (0–100), Return-to-Sport-Status (Yes: Rückkehr zum Sport auf dem Niveau wie vor der Verletzung, No: keine Rückkehr oder nicht auf demselben Niveau)

In der Datenanalyse wurde untersucht, welche klinischen Faktoren bei der Yes- und der No-Gruppe unterschiedlich waren sowie welche Faktoren am besten mit der Rückkehr in den Sport korrelierten.

Insgesamt nahmen 60 Männer und 34 Frauen an der Studie teil. Das Durchschnittsalter war 22 Jahre. 91 % der Patienten (86 Patienten) betrieben wieder Sport, jedoch nur 55 % (= 52 Personen) auf demselben Niveau wie vor der VKB-Ruptur. Bei den 45 %, welche nicht in den Sport zurückkehrten, gaben alle Angst vor Verletzung oder kein Vertrauen als Hauptgrund an. Zudem gaben 40 % (17 TN) zusätzlich weitere Kniesymptome an, wobei Schmerzen und Muskelschwäche mit je 12 % zu den wichtigsten gehörten.

Eine multivariate Modellanalyse konnte zeigen, dass die Posttestwahrscheinlichkeit einer Rückkehr in den Sport (preinjury level) am wahrscheinlichsten war, wenn die drei Kriterien: keine Schwellung, keine Instabilitätsepisoden sowie ein IKDC-Wert von 93 erfüllt wurden. In diesem Falle betrug die positive Likelihood Ratio 14,54 (10 ist als gut zu werten), während das Erfüllen von nur einem Kriterium in einer positiven LR von 1,11 respektive das Erfüllen von zwei Kriterien in einer positiven LR von 2,6 resultierte.

Außer der isokinetischen Kraftmessung zeigt diese Studie einfach durchführbare Assessments auf, welche Hinweise auf die Sportfähigkeit von VKB-rekonstruierten Patienten geben. Diese könnten auch Hinweise auf Schwerpunkte in der Rehabilitation liefern. ml

Journal of Orthopaedic and Sports Physical Therapy 2012; 42: 893–901

Zoom Image
Durchführung des Stroke Tests. Der Test wird in fünf Abstufungen bewertet:
0: keine Flüssigkeit ersichtlich während des lateralen Herunterstreichens
1-: leichte Flüssigkeitsblase ersichtlich
1+: größere Ausbeulung
2+: wenn Flüssigkeit ohne Ausstreichung zurückkehrt
3+: es ist so viel Flüssigkeit vorhanden, dass sich diese sich gar nicht wegdrücken lässt (Grafik: A. Cornford)

DESIGN Kohortenstudie; cross-sectional cohort

TEILNEHMER 94 Patienten (60 Männer, Durchschnittsalter 22 Jahre, 1 Jahr nach VKB-Rekonstruktion)

UNTERSUCHUNGSZEITRAUM 3 Jahre

METHODE Sammlung von klinischen Variablen wie demografische Angaben, Einschränkungen und Fragebogen

OUTCOME Rückkehr in den Sport auf dem Vorverletzungsniveau

WEITERE INFOS

Tegner Activity Scale: Eine validierte deutsche Version der Tegner Activity Scale erhalten Sie, wenn Sie den http://www.fomt.info/Frageboegen/TAS-Tegner-acitivity-scale-deutsche-Version.pdf.