Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11(02): R1-R10
DOI: 10.1055/s-0042-104601
Dus-Refresher
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Orale Antidiabetika bei herzkranken Patienten

B. Gallwitz
Further Information

Publication History

Publication Date:
25 April 2016 (online)

Platzierung der oralen Antidiabetika in den Leitlinien

Der Behandlungsalgorithmus des Typ-2-Diabetes in der Nationalen Versorgungsleitlinie, aber auch die Empfehlungen der amerikanischen Diabetesgesellschaft (ADA) und der europäischen Diabetesgesellschaft (EASD) weisen oralen Antidiabetika einen wichtigen Stellenwert in der Behandlung des Typ-2-Diabetes zu. Dies gilt vor allem zu Beginn der Erkrankung, wenn die Therapieziele noch gut ohne eine Insulintherapie erreicht werden können [1] [2] [3].

Wenn es nicht möglich ist, die glykämischen Behandlungsziele mit nicht medikamentösen Maßnahmen (Lebensstilmodifikation mit den Zielen der Intensivierung der körperlichen Bewegung, der Vermeidung überkalorischer Nahrungsaufnahme und der Reduktion kardiovaskulärer Risikofaktoren) zu erreichen, soll innerhalb weniger Monate – oder bei Stoffwechseldekompensation sofort – mit einer medikamentösen Diabetestherapie begonnen werden. Dabei müssen individualisierte Therapieziele definiert werden, die die Fähigkeiten und die Motivation des Patienten in der Behandlung seines Diabetes genauso berücksichtigen wie sein Alter, seine Hypoglykämiegefährdung, seine Begleiterkrankungen, eventuelle Folgekomplikationen, die Diabetesdauer und die Ressourcen seiner Umgebung bei Hilfestellungen in der Therapie. Essenziell ist es hierbei, den Ziel-HbA1c und einen Zielkorridor für die Glukosewerte des Patienten festzulegen [1] [2] [3].

Praxistipp
  • Der HbA1c-Wert kann durch den Einsatz eines oralen Antidiabetikums (OAD) um maximal etwa 1 % gesenkt werden. Ist die Glykämielage weiter vom Therapieziel entfernt, sollte a priori eine Insulintherapie eingeleitet werden, die auch passager sein kann.

  • Bei herzkranken Patienten sollten OADs so ausgewählt werden, dass besonders das Hypoglykämiepotenzial und die Wirksamkeit und Sicherheit bei eingeschränkter Organfunktion inklusive Herzinsuffizienz berücksichtigt werden [3].

Bei den oralen Antidiabetika hat Metformin eine Schlüsselstellung und wird in den o. g. Leitlinien als Erstlinientherapie genannt. Diese Empfehlung begründet sich aus den positiven Outcome-Daten einer kleinen Kohorte adipöser metforminbehandelter Patienten aus der United Kingdom Prospective Diabetes Study (UKPDS) [4]. In Abb. [1] ist das Stufenschema der Therapie des Typ-2-Diabetes gemäß der Nationalen Versorgungsleitlinie Typ 2 Diabetes dargestellt.

Zoom Image
Abb. 1 Stufentherapie des Typ-2-Diabetes in der nationalen Versorgungsleitlinie nach dem Algorithmus der Deutschen Diabetesgesellschaft (rechte Bildhälfte, hellgraue Kästen; modifiziert nach [3]); weitere Erläuterungen der Grafik in der Leitlinie, DEGAM = Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, AkdÄ = Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, DDG = Deutsche Diabetesgesellschaft, DGIM = Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin).