Laryngorhinootologie 2016; 95(09): 634-635
DOI: 10.1055/s-0042-107352
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Objektive Diagnostik und Therapie einer Hörverschlechterung mehrere Jahre nach Cochlea Implantation

Objective Diagnostics and Therapie of Hearing Loss Several Years after Cochlear Implant
A. Müller
1   Klinik für HNO, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin
,
J. Feick
1   Klinik für HNO, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin
,
O. C. Dziemba
2   Klinik für HNO, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
,
P. Mir-Salim
1   Klinik für HNO, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Juni 2016 (online)

Vorgeschichte

Wir berichten über den Fall einer 65-jährigen Libanesin mit beidseitigem Hörverlust durch Schallempfindungsstörung und multiplen Vorerkrankungen (Diabetes mellitus Typ II, art. Hypertonus, Adipositas Grad 1, Asthma bronchiale).

Im Alter von 40 Jahren war ihre Schwerhörigkeit bemerkt worden. Der Hörverlust rechts verlief rasch progredient, sodass sie kurze Zeit später mit einem Cochlea Implantat (CI) versorgt wurde. Links habe sie zum damaligen Zeitpunkt noch gut mit einem Hörgerät verstehen können. Aufgrund einer diagnostizierten Depression in Kombination mit sprachlichen Defiziten waren die Einstellungen des Audioprozessors schwierig, mit dem Ergebnis einer Überstimulation rechts. Die Patientin entwickelte kein verwertbares Sprachverstehen. Zudem entstanden permanente offenbar stimulationskorrelierte Dauerkopfschmerzen. Auf eigenen Wunsch wurde das CI explantiert. Die Kopfschmerzen besserten sich postoperativ.

20 Jahre später stellte sich die Patientin in unserer Sprechstunde vor. Laut Eigenanamnese war es ihr bis vor einigen Monaten noch möglich gewesen, mit dem Hörgerät links zu kommunizieren. Die in domo präoperative Diagnostik (vgl. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. 2012, Cochlea-Implantat Versorgung und zentral-auditorische Implantate) bestätigte den Verdacht einer an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit links. Sie wünschte sich dringend eine Verbesserung ihrer Situation. Außerdem sprachen wir über die Möglichkeit des erneuten Versuchs das rechte Ohr zu

(re-)implantieren. Im Alter von 62 Jahren wurde sie dann beidseits (simultan) mit Cochlea-Implantaten (CI) des Typs CI24RE(CA) versorgt.

Im Verlauf der ambulanten Rehabilitation konnte mit dem linken CI rasch ein situatives Sprachverstehen (arabisch) erreicht werden. Die Hörschwelle im Freifeld für Schmalbandrauschen (0,5–4 kHz) lag im Mittel bei 30 dB. Rechts blieb der Hörerfolg leider aus. Die Patientin hat den Prozessor dann später vollständig abgelegt und nicht mehr getragen. Begleitend wurden in regelmäßigen Abständen telemetrische Messungen zur Systemintegrität (Elektrodenwiderstände) und funktionellen Ankopplung des CIs an das Hörsystem (elektrisch evozierte Summenaktionspotenziale des Hörnervs=ECAP) durchgeführt. 3 Jahre nach der Operation klagte die Patientin in einer ambulanten Nachsorgeuntersuchung nun über kurz anhaltende Schwindelbeschwerden ohne Spontannystagmus, Otalgie links sowie einer seit 4 Wochen zunehmenden Hörminderung links.