Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2016; 2(02): 3
DOI: 10.1055/s-0042-109683
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Pandemischer Vitamin-D-Mangel in Europa!

Uwe Gröber
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Publication Date:
26 July 2016 (online)

Im April 2016 wurden die Ergebnisse der groß angelegten ODIN-Studie publiziert, die den 25(OH)D-Status in 16 europäischen Ländern beschreibt (www.odin-vitd.eu). Um ein Bild über die Vitamin-D-Versorgung der Allgemeinbevölkerung zu erhalten, waren unter den 55 844 Teilnehmern alle Altersgruppen vertreten. Schwangere und Personen in Alten- oder Pflegeheimen wurden ausgeschlossen, da bei diesen Gruppen bekanntermaßen ein Vitamin-D-Mangel besonders häufig ist. Die Ergebnisse dieser Studie sind alarmierend und stellen das Verantwortungsbewusstsein und die Handlungskompetenz der nationalen und europäischen Gesundheitspolitik gegenüber ihren Bevölkerungen komplett in Frage [1]:

  • 13 % der Untersuchten hatten einen 25(OH)-Status < 30 nmol/l bzw. < 12 ng/ml

  • 40,4 % der Untersuchten hatten einen 25(OH)-Status < 50 nmol/l bzw. < 20 ng/ml

  • ≈ 84 % der Untersuchten hatten einen 25(OH)D-Status < 75 nmol/l bzw. < 30 ng/ml.

In den Monaten Oktober bis März war ein Vitamin-D-Mangel deutlich häufiger nachweisbar als im Zeitraum April bis November. Bei ethnischen Gruppen mit dunkler Hautfarbe war der Vitamin-D-Mangel sogar bis zu 71-mal häufiger nachweisbar.

Kommentar: Legt man als gesunden Normalwert einen 25(OH)D-Status fest von 80-150 nmol/l bzw. 32-60 ng/ml (besser: 40-60 ng/ml), so wird nach den Ergebnissen der ODIN-Studie die Volksgesundheit von Millionen Europäern und Deutschen durch einen Mangel an Vitamin D gefährdet. Für einen gesunden 25(OH)D-Status benötigt ein Erwachsener mit normalem Körpergewicht eine Vitamin-D-Zufuhr von 40-60 I. E. pro kg Körpergewicht pro Tag.

Aktuell läuft unter dem Namen DO-HEALTH-Studie die umfangreichste Studie an Senioren (Alter: > 70) in Europa. Hierbei soll untersucht werden, ob sich Vitamin D positiv auf verschiedene Gesundheitsaspekte auswirkt und die Lebenserwartung steigert. Mit den ersten Ergebnissen ist Ende 2017 zu rechnen [2].

Aus der internationalen Forschung liegen mittlerweile mehr Assoziationsstudien vor zwischen einem Vitamin-D-Mangel (25(OH)D < 20 ng/ml), einer erhöhten allgemeinen Sterblichkeit und dem Risiko für zahlreiche Erkrankungen als zwischen der Assoziation Rauchen und Lungenkrebs [3]. Wie lange wollen sich Gesundheitspolitiker und Fachgesellschaften - vor allem in Deutschland - dem Thema Vitamin-D-Mangel noch verschließen? Wie kann es sein, dass man plötzlich in Deutschland vonseiten der DACH im Januar 2012 die Vitamin-D-Zufuhrempfehlungen für Erwachsene von 200 I. E. pro Tag, die jahrzehntelang galten und wahrscheinlich das Krankheitsrisiko für viele Deutsche erhöht haben, um das 4-fache auf 800 I. E. pro Tag erhöht?