NOTARZT 2017; 33(01): 14-19
DOI: 10.1055/s-0042-110682
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verlegungsarzt und Intensivtransport – eine Analyse des Leistungs- und Einsatzspektrums

Interhospital Transfer of Critical Ill Patients – Analysis of Two Different Transport Units
T. Skazel
1   Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Sektion Notfallmedizin, Universitätsklinikum Würzburg
,
A. Klinger
1   Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Sektion Notfallmedizin, Universitätsklinikum Würzburg
,
T. Schellenberger
1   Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Sektion Notfallmedizin, Universitätsklinikum Würzburg
,
P. Sefrin
2   Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (agbn), Würzburg
,
T. Wurmb
1   Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Sektion Notfallmedizin, Universitätsklinikum Würzburg
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Dezember 2016 (online)

Zusammenfassung

In Bayern wurde im Jahr 2009 der Verlegungsarzt (VA) mit dem Verlegungsarzteinsatzfahrzeug (VEF) eingeführt. Damit wurde neben dem Intensivtransportwagen (ITW) ein weiteres Rettungsmittel etabliert, um die steigenden Verlegungsfahrten zwischen den Krankenhäusern zu bewältigen.

Ziel dieser Untersuchung war es, am Standort Würzburg das Einsatzspektrum der parallel agierenden Einsatzmittel ITW und VEF zu analysieren. Dazu wurden 1335 Datensätze ausgewertet, die im Zeitraum März 2011 bis Juni 2013 prospektiv erhoben wurden.

Es entfielen 47,6 % (n = 636) der Dispositionsentscheidungen auf den ITW und 52,4 % (n = 699) auf das Verlegungsarzteinsatzfahrzeug. In 1226 Fällen (92,2 %) konnte nach den Arzt-zu-Arzt-Gesprächen die primäre Disposition des Transportmittels durch den Leitstellendisponenten bestätigt und der Transportauftrag direkt übernommen werden.

Dringliche Transporte machen 45 % aller Einsätze aus, wobei der ITW und das VEF hiervon jeweils etwa die Hälfte übernehmen. Obwohl der Verlegungsarzt vorrangig nicht intensivpflichtige Patienten verlegen sollte, ist sein Anteil mit 48 % an Transporten aus intensivtherapeutischen Gründen sehr hoch. Die Analyse beatmeter Patienten zeigte keine Unterversorgung der Patienten, die mit dem VEF verlegt wurden. Insgesamt wurden nur 2,2 % der mit dem VEF verlegten Patienten retrospektiv als (mit den Mitteln des VEFs) unterversorgt eingestuft.

Verlegungen in Rehabilitationseinrichtungen machen 27 % aller Einsätze aus, wovon ITW und VEF jeweils die Hälfte übernehmen.

Insgesamt zeigen die Daten, dass sich VEF und ITW sinnvoll ergänzen und es spricht vieles dafür, die duale Struktur des Interhospitaltransfers zu erhalten. Darüber hinaus erscheint es unter besonderen Umständen durchaus möglich (wie es der Entscheidungsalgorithmus auch vorsieht), beatmete Patienten mit dem VEF zu verlegen.

Abstract

The Mobile Intensive Care Unit (ITW) and the “Transfer-Physician” Service (VEF) are the main ground-based systems for physician-escorted interhospital transfer in Bavaria/Germany. While the ITW has dedicated staff (intensive care physician and paramedics with intensive care skills) and intensive care equipment, the VEF-physician has to deal with a standard ambulance.

The aim of this study was to compare the two systems with regard to patient characteristics, reasons for transfer, destination and urgency of transfer.

We performed a prospective study at Wuerzburg University Hospital (Bavaria/Germany), which is a regional base for both VEF and ITW transport service. Exemption from need for approval was granted by the ethics committee of the Wuerzburg University.

Data collection was from March 2011 until June 2013.

After each transfer mission, the escorting physician had to complete a questionnaire on relevant data.

1335 transfers were analysed. 45 % of the transfers were made by the ITW and 55 % by the VEF respectively. 45 % of the transfers were urgent missions (46 % ITW/54 % VEF). In most cases, intensive care was the reason for transfer (37.5 %). 52 % of these transports were made by the ITW. 72 % of the ITW patients were intubated and ventilated while 22 % of the VEF patients had respiratory support. Multiple organ failure was frequent in ITW patients (58 %), while single organ failure was more frequent in the VEF population.

Both systems, ITW and VEF, are well established and important in running a coordinated interhospital transfer system. Although the VEF system is designated for patients without respiratory support, it can be safely used for ventilated patients in selected cases.

 
  • Literatur

  • 1 Wurmb T, Wunder C, Goltz A. et al. Der Verlegungsarzt in Bayern – eine neue Option für den arztbegleiteten Interhospitaltransfer: Alarmierungsalgorithmus und Abgrenzung zum Intensivtransportwagen. Notarzt 2011; 27: 203-208
  • 2 Reifferscheid F, Gräsner J-T, Höcker J. Interhospitaltransfer – Planung und Vorbereitung von Intensivtransporten/-verlegungen. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48: 352-356
  • 3 Staufer A, Mittelhammer D. Der Verlegungsarzt in Bayern. Notfall Rettungsmed 2011; 14: 291-296
  • 4 Bayerisches Staatsministerium des Inneren. Einsatzlenkung des arztbegleiteten Patiententransports in Bayern. 2013
  • 5 Wiegersma JS, Droogh JM, Zijlstra JG. et al. Quality of interhospital transport of the critically ill: impact of a Mobile Intensive Care Unit with a specialized retrieval team. Crit Care 2011; 15: R75