Zusammenfassung
Hintergrund | Schwerkranke Menschen benötigen am Lebensende ein besonderes Maß an medizinischen
Versorgungs- und Pflegeleistungen. Neben der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung
(AAPV) besteht seit 2007 für besonders schwere Fälle die Möglichkeit, die AAPV durch
die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) zu ergänzen. Noch bestehen
in Deutschland beträchtliche Unterschiede bezüglich des Ausbaus des Versorgungsnetzes
der SAPV nach Bundesländern, und auch über den pflegerischen Nutzen und die tatsächlichen
Kosten ist bislang wenig bekannt.
Methodik | In dieser Arbeit werden Patienten der AAPV und SAPV mittels Propensity-Score-Matching
zu zwei gleich großen Gruppen gefasst und anschließend deren medizinische Biografie
des letzten Lebensjahres verglichen. Dazu liegt ein Datensatz der Deutschen-Angestellten-Krankenkasse
(DAK) vor, die eine Vielzahl von medizinischen Versorgungsleistungen sowie deren Kostenstellen
von im Jahr 2012 verstorbenen Patienten dokumentiert.
Ergebnisse | Die Ergebnisse zeigen, dass die Kosten, bis auf den Bereich der Pflegekosten, für
SAPV-Patienten im letzten Lebensjahr signifikant höher liegen als für AAPV-Patienten.
Am deutlichsten zeigt sich der Unterschied der durchschnittlichen Kosten bei den Ausgaben
für Arzneimittel, die für SAPV-Patienten rund doppelt so hoch lagen wie für AAPV-Patienten.
Schlussfolgerung | Die umfangreichen Versorgungsleistungen, die Palliativpatienten durch die SAPV gewährt
werden sollen, schlagen sich in den durchschnittlichen Kosten des letzten Lebensjahres
wieder. Insbesondere kommen diese durch die Kostenblöcke der stationären Aufenthalte
und der Arzneimittelkosten zustande, die gemeinsam bereits einen Anteil von mehr als
75 % der Gesamtkosten darstellen. Es bleibt zu klären, inwieweit die durch die SAPV
gesteigerten Kosten aus einem medizinischen Zusatznutzen resultieren und im Sinne
einer Kosten-Effektivität zu bewerten sind.
Abstract
Introduction: Patients with life limiting diseases need special medical treatments
at the end of life. In Germany, since 2007 there is specialized outpatient palliative
care (SAPV) available for patients in need of special treatments additional to regular
outpatient palliative care (AAPV). Distribution of specialized palliative care is
not homogenous in german regions and there is no evidence about medical gain and total
costs yet.
Methods: Deceased patients from both groups are compared by propensity score matching
with regard to their medical biographies of their last year of life. This retrospective
study uses data of the health insurance company DAK. The data set contains information
about items of medical care including their particular costs.
Results: Results show significant higher costs for patients in specialized care settings
with exception of nursing costs. The most striking difference was found for drug expenditures
which were twice as much for patients in specialized care than for patients treated
with regular outpatient palliative care.
Conclusion: The specialty of care is represented by the average costs of specialized
outpatient palliative care in patients last year of life. A proportion of 75% of the
costs for specialized outpatient palliative care follow from temporary inpatient care
and drug expenditures. Further investigations should measure to what extend higher
costs are resulting from additional benefits of care and how they could be interpreted
in terms of cost efficiency.
Schlüsselwörter Palliativversorgung - SAPV - Kosten - Ressourcen - Propensity-Score-Matching
Keywords palliative care - specialized palliative care - costs - resources - propensity score
matching