Klin Padiatr 2017; 229(01): 2-13
DOI: 10.1055/s-0042-118187
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktueller Stand und zukünftige Entwicklung der prä- und postnatalen Vorsorge- bzw. Screeninguntersuchungen – Evidenz tut Not

Current Practice of Pre- and Postnatal Screening and Future Developments for Evidence Based Guidelines
J. Hebebrand
1   LVR-Klinikum Essen, Child and Adolescent Psychiatry, Essen
,
E. Hamelmann
2   Ev.Hospital Bielefeld, Children’s Hospital, Bielefeld
,
A. Hartmann
3   MedEcon Ruhr, Netzwerk der Gesundheitswirtschaft an der Ruhr, Bochum
,
M. Holtmann
4   Ruhr-Universtät Bochum, LWL-Universitätsklinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Bochum
,
K.-H. Jöckel
5   Universitätsklinikum Essen, Institut für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen
,
U. Kremer
3   MedEcon Ruhr, Netzwerk der Gesundheitswirtschaft an der Ruhr, Bochum
,
T. Legenbauer
4   Ruhr-Universtät Bochum, LWL-Universitätsklinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Bochum
,
T. Lücke
6   Ruhr-Universität Bochum, Universitätskinderklinik Bochum, Bochum
,
K. Radkowski
1   LVR-Klinikum Essen, Child and Adolescent Psychiatry, Essen
,
T. Reinehr
7   Kliniken/Institut der Universität Duisburg-Essen, LVR-Klinikum Essen Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Essen
,
K. Wand
6   Ruhr-Universität Bochum, Universitätskinderklinik Bochum, Bochum
,
Y. Mühlig
1   LVR-Klinikum Essen, Child and Adolescent Psychiatry, Essen
,
M. Föcker
1   LVR-Klinikum Essen, Child and Adolescent Psychiatry, Essen
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Publication History

Publication Date:
14 December 2016 (online)

Zusammenfassung

Ziel: Ziel dieser selektiven Übersichtsarbeit ist zunächst die Darstellung der aktuell in Deutschland etablierten prä- und postnatalen Vorsorge- bzw. Screeninguntersuchungen im Alter bis 18 Jahren. Eine solche Gesamtdarstellung ist in Anbetracht der in diesem Lebensabschnitt häufigen und populationsumfassenden Untersuchungen sinnvoll, um die beteiligten Fachärzte (Gynäkologen, Kinder- und Jugendmediziner, Allgemeinmediziner, Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeuten, andere Fachärzte, die werdende Mütter bzw. Kinder und Jugendliche behandeln) über die Wertigkeit dieser Untersuchungen zu informieren.

Aktueller Stand: Für das Erwachsenenalter haben intuitive Annahmen bezüglich der Vorteile von Screeninguntersuchungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen einer empirischen Überprüfung mehrfach nicht standgehalten; zudem wurde wiederholt festgestellt, dass der Nutzen nicht eindeutig den Schaden überwiegt. Insofern muss erst recht für das Kindes- und Jugendalter eine solide Evidenzbasierung der Vorsorge- und Screeninguntersuchungen gefordert werden.

Zukünftige Entwicklungen: Mögliche zukünftige Entwicklungen der prä- und postnatalen Untersuchungen werden einschließlich ihrer gesellschaftlichen Implikationen aufgezeigt. Die bislang mangelhafte Berücksichtigung von Untersuchungen zur Früherkennung von Verhaltensauffälligkeiten bzw. psychischen Störungen wird diskutiert. Es wird schließlich für die fächerübergreifende Kooperation und Forschung geworben, um die Screening- bzw. Vorsorgeuntersuchungen evidenzbasiert zu optimieren und gleichzeitig gesundheitsökonomische und ethische Aspekte mit zu bedenken.

Abstract

Objectives: In this selective review we provide an overview of the current pre- and postnatal screenings up to 18 years established in Germany to inform physicians of different medical fields (gynecologists, pediatricians, general practitioners, other medical specialists who treat children, adolescents or pregnant females).

Current State: Research on screening for different types of cancer has frequently failed to show any benefit. Thus, there is a need to broaden the evidence basis related to medical screenings especially for children and adolescents.

Outlook: Potential future developments of pre- and postnatal screenings are illustrated including their social impact. The lack of an early detection of mental health problems is pointed out. An interdisciplinary collaboration and research is required to accumulate evidence with regard to medical screenings and to consider health economic and ethical aspects.