Zusammenfassung
Neben der herkömmlichen Pharmakotherapie haben sich in den letzten Jahren 3 nicht
orale Therapiemethoden bei der Parkinson-Krankheit etabliert. Diese sind in Erwägung
zu ziehen, wenn aufgrund von motorischen Fluktuationen oder Unverträglichkeiten mit
ausschließlich oraler und/oder transdermaler Pharmakotherapie keine stabile motorische
Verfügbarkeit im Tagesverlauf mehr gesichert werden kann. Apomorphin zur subkutanen
Applikation als Einmalinjektion oder zur kontinuierlichen subkutanen Infusion stellt
die am wenigsten invasive Option dar, ist deren Anpassung doch nicht mit einer Operation
verbunden. Als potentester Dopaminagonist ist Apomorphin jedoch grundsätzlich mit
dem typischen Risiko- und Nebenwirkungsprofil dieser Substanzklasse, wie z. B. Psychosen
und Impulskontrollstörungen, verbunden. Die kontinuierliche intrajejunale Instillation
von Levodopa über eine Pumpe empfiehlt sich als Alternative für die Patienten, die
eine Apomorphintherapie nicht (mehr) tolerieren oder die durch zusätzliche Schluckstörungen
ohnehin zur Sicherung der Ernährungssituation und weiterer Medikamentengaben eine
Ernährungssonde benötigen. Da diese Therapie mit der Anlage einer perkutanen endoskopischen
Gastrojejunostomie (PEG/PEJ) verbunden ist, hat sie eine höhere Invasivität als die
Apomorphintherapie. Die Vorteile liegen in der Substanz Levodopa als Monotherapie.
Dies ist vor allem für ältere Parkinson-Patienten mit kognitiven Defiziten und Psychoserisiko
sowie den o. g. Schluckstörungen von Vorteil. Insbesondere für jüngere, kognitiv intakte
Betroffene, die das Stigma und die körperlichen Einschränkungen durch eine Pumpe scheuen,
bietet sich die tiefe Hirnstimulation als Alternative an. Für diese invasivste der
hier vorgestellten Therapien gelten sorgfältig zu beachtende Ein- und Ausschlusskriterien.
Als einzige der 3 hier vorgestellten Methoden gibt es für diese Therapie eine evidenzbasierte
Empfehlung zum Einsatz in frühen bis mittleren Krankheitsphasen bei nicht dementen
Patienten sobald Fluktuationen auftreten. Die THS-Indikation ist begrenzt durch ein
Alter über 70 und Levodopa-resistente Störungen. Für alle 3 Therapien gilt, dass sowohl
die Anpassung als auch die Überwachung von diesbezüglich erfahrenen Ärzten geleistet
werden sollte.
Abstract
Over the past years three invasive therapies have become available for patients with
advanced Parkinson’s disease (PD), when conventional pharmacotherapy can no longer
guarantee stable motor performance. Subcutaneous injections or continuous infusions
of apomorphine are the least invasive of the three methods presented here as there
is no need for an operation to implement this therapy. Being a dopamine agonist, apomorphine
is not a suitable therapy for patients with a history of psychosis or compulsive obsessive
behaviours. Continuous intrajejunal instillation of levodopa may be an alternative
for those who do not tolerate apomorphine. The implementation of the percutaneous
endoscopic jejunostomy (PEJ), however, requires an operation. The advantage is that
levodopa is a monotherapy and gives the patient independence from additional Parkinson
medication during the day. For younger patients, deep brain stimulation of the subthalamic
nucleus is a well-investigated and approved alternative. Careful preoperative evaluation
with strict adherence to inclusion and exclusion criteria is mandatory for this most
invasive of therapies. According to recent data, deep brain stimulation may be recommended
in earlier and moderately severe stages of the disease when fluctuations have just
begun. On the other hand, limitations due to age and levodopa-resistant symptoms need
to be considered. All three invasive therapies should be implemented and supervised
only by specialized physicians.
Schlüsselwörter
invasive Therapien bei PD - Apomorphin - intrajejunale Levodopa-Instillation - tiefe
Hirnstimulation - Kriterien für die Therapieentscheidung
Keywords
invasive therapies for PD - apomorphine - intrajejunal levodopa instillation - deep
brain stimulation - criteria for therapy decisions