Zusammenfassung
Hintergrund Die Koronararterienanomalien umfassen ein klinisch variables und anatomisch variantenreiches
Spektrum von Koronargefäßanlagevarianten bis hin zu pathophysiologisch relevanten
Anomalien. Ein Großteil der Anlagevarianten ist hämodynamisch ohne Relevanz und wird
häufig inzidentell nachgewiesen. Die große Bedeutung der Diagnostik von Koronararterienanomalien
leitet sich aus den wenigen Anomalien ab, die pathophysiologisch entweder einen Shunt
mit der Folge von Myokardischämien begründen oder die insbesondere ventrikuläre Tachyarrhythmien
mit dem erhöhten Risiko eines plötzlichen Herztodes verursachen können.
Methode Die Übersichtsarbeit basiert auf einer Literaturrecherche in PubMed mit den Stichwörtern
„coronary artery” und/oder “anomaly“ und/oder „anomalous origin“ und/oder „myocardial
bridging“ und/oder „coronary artery fistula“ und/oder „Bland-White-Garland“ und/oder
„ALCAPA“.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Anatomisch kann man die Koronararterienanomalien in Abgangsanomalien, in Verlaufsanomalien
und Terminationsanomalien unterteilen. Bildgebende anatomische Diagnostik der Wahl
ist die EKG-getriggerte oder -gegatete Multislice-CT (MSCT) des Herzens, die alle
drei genannten Koronargefäßabschnitte aufgrund einer hohen Ortsauflösung und der Möglichkeit
der multiplanaren Reformatierungen darstellen kann und somit die Zuordnung zu vorgenannten
Klassifikationskategorien ermöglicht. Die Bedeutung der Magnetresonanztomografie (MRT)
liegt neben der strukturellen insbesondere in der funktionellen Beurteilung des Herzens.
Grundlage hierfür ist die Analyse der myokardialen Kontraktilität und der Perfusion
in Ruhe sowie unter medikamentöser Belastung. Ferner können potenzielle Shuntvolumina
phasenkontrastbasiert oder planimetrisch quantifiziert werden.
Kernaussagen
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Koronararterienanomalien werden in Abgangs-, Verlaufs- und Terminationsanomalien unterteilt.
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Hauptaufgabe in der bildgebenden Diagnostik ist die Unterscheidung hämodynamisch relevanter
Koronararterienanomalien von reinen Normvarianten.
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Bildgebungsmodalität der Wahl zur anatomischen Darstellung ist die MSCT, wohingegen
die MRT des Herzens zur strukturellen und funktionellen Untersuchung durchgeführt
wird.
Zitierweise
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Heermann P, Heindel W, Schülke C. Coronary Artery Anomalies: Diagnosis and Classification
based on Cardiac CT and MRI (CMR) – from ALCAPA to Anomalies of Termination. Fortschr
Röntgenstr 2017; 189: 29 – 38
Key words
coronary artery anomalies - Bland-White-Garland syndrome - ALCAPA syndrome - anomalous
origin of a coronary artery - myocardial bridging - coronary artery fistula - Cardiac
CT - Cardiac MRI (CMR)