JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2017; 06(01): 1
DOI: 10.1055/s-0042-119845
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
07 February 2017 (online)

Der größte Schutz im Leben ist Bindung.

(Friedrich Lösel (*1945), dt. Psychologe und Kriminologe)

Unser ganzes Leben gehen wir in Beziehung zu Menschen, Tieren, Pflanzen und Dingen. Wir gestalten diese Beziehungen mit unterschiedlichen emotionalen Qualitäten und überlegen uns im Alltag kaum, welchen Einfluss unsere frühesten zwischenmenschlichen Erfahrungen darauf haben. Erst mit Beginn der Entwicklung der Bindungstheorie von John Bowlby in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts und den darauffolgenden weiteren Entwicklungen in der Bindungsforschung kennen wir die Auswirkungen frühkindlicher Bindungserfahrung auf unser Beziehungsverhalten. Wir Menschen haben ein angeborenes Bedürfnis nach Nähe, Zuwendung und Schutz von vertrauten Personen – nach Bindung. Und wenn uns das als Kind erfüllt wurde, haben wir eine große Ressource in unserem Leben mit all seinen Krisen.

In der vorliegenden Ausgabe mit dem CNE Schwerpunkt „Bindungsentwicklung fördern“ möchten wir Ihnen Impulse aus den neueren Bindungsforschungen vorstellen. Wir erfahren von Dr. Ludwig Janus, dass das Gefühl von tiefer zwischenmenschlicher Verbundenheit nicht erst mit der Geburt beginnt, sondern ab frühester Zeit vorgeburtlichen Lebens. In einem Erfahrungsbericht lässt uns Ursula Majerczyk-Kuhn an ihren persönlichen Erfahrungen als Pflegemutter in der Bereitschaftspflege mit bindungsgestörten Jugendlichen teilhaben. Und der dritte CNE Beitrag von Dr. M. Leticia Castrechini-Franieck zeigt uns auf, wie sich Migration auf das Bindungssystem und -verhalten auswirken kann.

Wir begegnen in unserem Berufsalltag vielen kranken Kindern und auch Jugendlichen, deren Bedürfnis nach Nähe, Zuwendung und Schutz von vertrauten Personen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht erfüllt werden können. Wir Pflegefachkräfte können nicht die Bezugspersonen ersetzen, wir können jedoch versuchen, eine schutzgebende Beziehung zu den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen aufzubauen.

Das Team der JuKiP wünscht Ihnen Freude mit der neuen Ausgabe und vor allem auch Zeit zum Lesen. Wir hoffen, Ihnen in Ihren jeweilig verschiedenen Praxisfeldern der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege immer wieder neue und interessante Impulse geben zu können.

Michaela Müller