Zusammenfassung
Das Leitsymptom „Schwindel“ ist keine klar abgrenzbare Krankheitsentität, sondern
stellt ein sehr heterogenes Krankheitsbild dar, das hauptsächlich von HNO-Ärzten,
Neurologen, Internisten sowie Allgemeinmedizinern diagnostiziert und therapiert wird.
Die meisten Schwindelsyndrome haben eine gute Prognose und können meist konservativ
(medikamentös, physikalisch und psychotherapeutisch) erfolgreich behandelt werden.
Operative Therapieverfahren des peripher vestibulären Schwindels spielen in absoluten
Zahlen nur eine untergeordnete Rolle, sie stellen aber für die betroffenen Patienten
nach Ausschöpfen alternativer Therapieverfahren oft die einzig verbleibende Option
dar. In dem vorgelegten Referat wird die Entwicklung der operativen Therapieverfahren
für hydropische Innenohrerkrankungen, hierbei insbesondere des M. Menière, für Dehiszenzsyndrome,
Perilymphfisteln und für den benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel vorgestellt
und diskutiert. Abschließend erfolgt mit der Diskussion der vestibulären Implantate
ein Ausblick auf mögliche zukünftige Therapieoptionen. Die Anwendung der vorgestellten
operativen Therapieverfahren für die einzelnen Krankheitsbilder ist nach Ausschöpfen
von funktionserhaltenden, konservativen Alternativen bei Fortbestehen einer belastenden
Symptomatik indiziert. Der Erfolg hängt hierbei vor allem von der richtigen Diagnose-
und Indikationsstellung und damit von einer geeigneten Patientenselektion ab. Da es
sich z. T. um irreversible, intrakranielle Eingriffe mit entsprechenden Risiken für
den Patienten handelt, ist eine ausführliche individuelle Beratung des Patienten über
die Chancen und Risiken des Eingriffs unabdingbar. Mit der oft erfolgreichen Schwindelkontrolle
durch die destruierenden Verfahren steigen auch die operativen Risiken, insbesondere
für eine Hörverschlechterung oder Ertaubung, weswegen das vorhandene Restgehör meist
in den Entscheidungsprozess miteinfließt.
ABSTRACT
Vertigo is not a well defined symptom but a heterogenous entity diagnosed and treated
mainly by otolaryngologists, neurologists, internal medicine and primary care physicians.
Most vertigo syndroms have a good prognosis and management is predominantly conservative,
whereas the need for surgical therapy is rare, but for a subset of patients often
the only remaining option. In this paper, we describe the development of surgical
therapy for hydropic inner ear diseases, Menière disease, dehiscence syndroms, perilymphatic
fistulas, and benign paroxysmal vertigo. At the end, we shortly introduce the most
recent development of vestibular implants. Surgical vestibular therapy is still indicated
for selected patients nowadays when conservative options did not reduce symptoms and
patients are still suffering. Success depends on the correct diagnosis and indication
for the different procedures going along with an adequate patient selection. In regard
to the invasiveness and the possible risks due to the surgery, in depth individual
counselling is necessary. Ablative and destructive surgical procedures usually achieve
a successful vertigo control, but go along with a high risk for hearing loss. Therefore,
residual hearing has to be included in the decission making process for a surgical
therapy.
Schlüsselwörter
peripher vestibulärer Schwindel - operative Therapie - Morbus Menière - Dehiszenzsyndrom
- Saccus-Chirurgie - vestibuläre Implantate
Key words
peripheral vestibular vertigo - surgical treatment - M. Menière - dehiscence syndrome
- endolymphatic sac surgery - vestibular implants