Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(10): 666-678
DOI: 10.1055/s-0042-120247
Topthema
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ambulante Anästhesie: Grenzen und Möglichkeiten

Ambulant Anesthesia: Limits and Possibilities
Harald Hofer
,
Frank Vescia
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Oktober 2017 (online)

Zusammenfassung

Ambulante Operationen werden künftig zunehmend nachgefragt werden – Ursachen sind u. a. die alternde Bevölkerung und die finanzielle Lage der Krankenkassen. Der Beitrag geht ausführlich auf Begleiterkrankungen ein, bei denen die Entscheidung ambulant oder stationär sorgfältig abgewogen werden muss. Darüber hinaus nimmt er die betriebs- und volkswirtschaftlichen Grenzen und Möglichkeiten des ambulanten Operierens unter die Lupe.

Abstract

The number of operations carried out on an outpatient basis is increasing in Germany. This trend has been observed for years. The prerequisite is an infrastructure that is in line with guidelines. The competence of the anesthetist must not be restricted to that of a standard specialist anesthetist, but the physician should have experience in ambulatory anesthesia. Well-adjusted comorbidities of the patient are generally not a contraindication for an outpatient procedure. The heavily overweight patient can also be operated on an outpatient basis if he is compliant, comorbidities are well adjusted and intensive postoperative care is ensured. Obstructive sleep apnea syndrome is per se not a contraindication for carrying out a surgical intervention on an outpatient basis. The intensive postoperative care and the presence of a CPAP device are also important in the recovery room. An important decision criterion in cardiac patients is the determination of the metabolic equivalent (MET). A MET value > 4 is considered sufficient for outpatient procedures. Postoperatively, the patient can be discharged home when the surgeon and the anesthetist are convinced that the condition of the patient is stable. A sensible companion and instruction to the patient that he is not allowed to actively participate in road traffic are essential for discharge after surgery. The decision on outpatient or inpatient care must always be taken individually. It is not possible to make a general statement as to the manner in which an intervention should be carried.

Kernaussagen
  • Die Anzahl ambulanter Operationen in Deutschland ist steigend. Dieser Trend lässt sich seit Jahren beobachten. Voraussetzung ist eine leitliniengerechte Infrastruktur.

  • Die persönliche Kompetenz des Anästhesisten darf sich nicht nur auf den Facharztstandard beschränken, sondern der Arzt sollte Erfahrung in der ambulanten Anästhesie haben.

  • Gut eingestellte Komorbiditäten des Patienten stellen in der Regel keine Kontraindikation für eine ambulante Durchführung dar.

  • Auch der schwer übergewichtige Patient kann ambulant operiert werden, sofern er compliant ist, Komorbiditäten gut eingestellt sind und die intensive postoperative Betreuung gewährleistet ist.

  • Ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom ist per se keine Kontraindikation für die ambulante Durchführung des Eingriffs. Wichtig sind auch hier die intensive postoperative Betreuung und das Vorhandensein eines CPAP-Gerätes schon im Aufwachraum.

  • Ein wichtiges Entscheidungskriterium bei kardial vorbelasteten Patienten ist die Bestimmung des metabolischen Äquivalents (MET). Ein MET-Wert größer 4 wird als ausreichend für ambulante Eingriffe angesehen.

  • Postoperativ kann der Patient in Begleitung nach Hause entlassen werden, wenn Chirurg und Anästhesist sich vom Zustand des Patienten überzeugt haben.

  • Eine verständige Begleitperson und der Hinweis an den Patienten, dass er nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen darf, sind für die Entlassung unabdingbar.

  • Die Entscheidung ambulant oder stationär muss immer patientenindividuell getroffen werden. Eine generelle Aussage, welcher Eingriff wie durchgeführt wird, kann nicht getroffen werden.