Dialyse aktuell 2016; 20(S 01): s38
DOI: 10.1055/s-0042-120853
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Kardiovaskuläre Sicherheit von Erythropoetin im Fokus - Renale Anämie: sowohl Übertherapie als auch insuffiziente Therapie vermeiden

Ulrike Krieger-Ballhausen
1   Ulm
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Publication Date:
20 December 2016 (online)

Zur Therapie der renalen Anämie werden Erythropoese stimulierende Agenzien (ESA), insbesondere rekombinante Erythropoetine, eingesetzt. Aufgrund von Hinweisen auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse hat die Europäische Arzneimittel-Behörde EMA im Jahr 2010 für diese Patienten einen Hämoglobin-Ziel-Wert von 10–12 g/dl festgelegt. Eine nicht interventionelle Studie mit Epoetin theta (Biopoin®) unterstützt die Richtigkeit dieser Empfehlung.

Studiendesign und -ergebnisse

Die prospektive europäische Kohortenstudie hat unter anderem die Inzidenz und den Schweregrad kardiovaskulärer Ereignisse bei 1039 konsekutiven Patienten mit fortgeschrittener oder terminaler chronischer Nierenerkrankung unter einer Therapie mit Epoetin theta untersucht. Die Patienten wiesen mindestens einen weiteren kardiovaskulären Risikofaktor auf und wurden über 6 Monate beobachtet. Die Therapie dauerte median 177,5 Tage. Die mittlere wöchentliche Epoetindosis reichte von 51,6 IU/kg (einmal wöchentlich) bis 154,6 IU/kg (verteilt auf 3 wöchentliche Gaben).

Bei 89 Patienten (8,6 %) wurden 101 unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse dokumentiert. Am häufigsten handelte es sich um kardiale Erkrankungen (5,5 % der Patienten) gefolgt von Myokardinfarkt (1,3 % der Patienten), Herzversagen (1,2 % der Patienten) und ischämischem Schlaganfall (1,1 % der Patienten).

Die Inzidenz von Patienten mit Ereignissen insgesamt nahm mit der mittleren wöchentlichen Epoetindosis zu; sie betrug in dem unteren Terzil (≤ 62 IU/kg) 7,6 % und in dem oberen (> 125 IU/kg) 10,1 %. Bezogen auf die mittlere individuelle Hämoglobinkonzentration lag die Inzidenz von Patienten mit Ereignissen in dem mittleren Terzil (> 10,7 bis ≤ 11,47 g/dl) am niedrigsten (6,2 %), gefolgt von dem oberen Terzil (> 11,47 g/dl) mit 7,8 % und dem unteren Terzil (≤ 10,7 g/dl) mit 11,3 %.

Wenn man die Epoetindosis und Hämoglobinkonzentration zusammen betrachtet, war die Inzidenz von Patienten mit unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen bei folgenden Konstellationen besonders hoch:

  • 13,3 % bei hoher Dosis und hohem Hämoglobinwert (exzessive EPO-Therapie)

  • 12,6 % bei hoher Dosis und niedrigem Hämoglobinwert (schlechte Response)

  • 12,1 % bei niedriger Dosis und niedrigem Hämoglobinwert (unzureichend behandelt)

Die geringste Inzidenz fand sich bei Patienten mit niedriger Epoetindosis und mittlerer Hämoglobinkonzentration (5,3 %) sowie bei Patienten mit hoher Dosis und mittlerem Hämoglobin (3,8 %). Dies unterstützt die Strategie einer gemäßigten Epoetintherapie in der niedrigsten effektiven Dosis bei renaler Anämie mit dem Ziel einer Hämoglobinkonzentration zwischen 10 und 12 g/dl. Sowohl eine insuffiziente als auch eine exzessive Therapie erhöhen das kardiovaskuläre Risiko.


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Fazit

Den Ergebnissen dieser Studie zufolge sollte bei erwachsenen Patienten mit renaler Anämie mit oder ohne Dialyse die niedrigst mögliche effektive und zugelassene Epoetin-theta-Dosis angewendet werden, um die angestrebte Hämaglobinkonzentration von 10–12g/dl zu erreichen. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die gemäßigte Epoetintherapie bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung mit oder ohne Dialysebehandlung und bestehender Anämie einen therapeutischen Nutzen aufweist. Sowohl unter einer ungenügenden als auch exzessiven Epoetintherapie der Anämie scheint sich das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zu erhöhen.

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Abb. 1 Zusammenhang zwischen definierten unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen und den kombinierten Effekten der Hämoglobinkonzentration und der Epoetin-theta-Dosis.
nach [1]

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Teva GmbH, Ulm.

Die Beitragsinhalte stammen von der Teva GmbH, Ulm.

Die Autorin ist Senior Communications Manager Kommunikation innerhalb der Teva GmbH, Ulm.


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  • Literatur

  • 1 Lammerich A et al Poster P759, präsentiert auf dem Kongress der European Hematology Association (EHA), Wien (Österreich). 13.06.2015