Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(06): e23
DOI: 10.1055/s-0042-1749728
Abstracts | MGFG

Fallvorstellung: Onkologische Triplizität – Therapiemanagement

Authors

  • D Poller

  • J Pomyje

 

Wir berichten über eine 56-jährige Patientin, die sich bei uns als Einweisung durch den Frauenarzt mit starker vaginaler Blutung vorstellte. Eine gynäkologische Vorstellung war zuvor seit Jahren nicht mehr erfolgt. Anamnestisch war eine suprazervikale Hysterektomie mit beidseitiger Adnexektomie bei Tuboovarialabszess mit anschließender schwerer Peritonitis 10 Jahre zuvor bekannt.

Klinisch zeigte sich ein von der Portio ausgehender, fast das gesamte obere Drittel der Scheide ausfüllender Tumor. Mittels Probeentnahme wurde ein Plattenepithelkarzinom der Cervix uteri, HPV assoziiert, G2 diagnostiziert. Eine gleichzeitig durchgeführte Zystoskopie und Rektoskopie blieben unauffällig. Sonographisch zeigte sich eine leichte, jedoch schon bekannte Harntransportstörung auf der rechten Seite.

In der erweiterten klinischen Untersuchung zeigte sich zudem ein Tumor der linken Brust mit suspekten axillären Lymphknoten. Die Mammographie, Sonographie sowie sonographisch gestützte Stanzbiopsie ergab ein hormonrezeptorpositives, HER2 negatives Mammakarzinom mit einem Ki67 von 60% (cT2, cN1, G2; NST).

Die weitere Umfelddiagnostik mittels CT Thorax und Abdomen zeigte einen Lungenrundherd in der linken Lungenspitze. Bei V.a. singuläre pulmonale Metastase erfolgte die thoraxchirurgische Mitbeurteilung. Zur Abklärung der Genese wurde die Patientin zur videothorakoskopischen Keilresektion mit einer atypischen parenchymschonenden Entfernung des Tumors eingewiesen. Histologisch wurde dabei die Diagnose eines typischen Karzinoids der Lunge Stadium IA2 gestellt. Auf eine anschließende Lymphknotenentfernung wurde aufgrund der weiter vorliegenden Karzinome verzichtet.

In unserer interdisziplinären Tumorkonferenz wurde zunächst eine Staging-/ komplettierende Operation des Zervixkarzinoms mit Entfernung des Cervixstumpfes, sowie die paraaortale und pelvine Lymphknotenextirpation vorgenommen (pT1b2 (5,5cm) pN0 (0/19) G2 L0 V0 Pn0 FIGO IB3). Das Mammakarzinom wurde gleichzeitig mit einem Aromatasehemmer im Sinne einer neoadjuvanten endokrinen Therapie anbehandelt.

Nach Debulkingoperation mit R1 Situation mit nur geringen residualen Ausläufern im Scheidenbereich erfolgte eine bis zum jetzigen Zeitpunkt andauernde Radiatio des Scheidenstumpfes mit einer begleitenden Chemotherapie mit Cisplatin.

Nach Abschluss der Radiochemotherapie des Zervixkarzinoms ist eine Brusterhaltende Operation mit Axilladissektion links mit anschließender adjuvanter Chemotherapie mit einem Anthracyclin und Paclitaxel geplant.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2022

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