Rofo 2022; 194(S 01): S43
DOI: 10.1055/s-0042-1749875
Abstract
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie

Enhancement der Vorderen Augenkammer ist ein Prediktor für die Optikusinfiltration bei Retinoblastomen

Autoren

  • K Deike-Hofmann

    1   Universitätsklinik Bonn, Neuroradiologie, 53127
  • P von Lampe

    2   Radiologie, Uniklinik Essen, Essen
  • M Eerikaeinen

    2   Radiologie, Uniklinik Essen, Essen
  • S Ting

    3   Pathologie, Uniklinik Essen, Essen
  • S Schlüter

    4   Ophthalmologie, Uniklinik Essen, Essen
  • P H Schlemmer

    5   Radiologie, DKFZ, Heidelberg
  • N Bechrakis

    4   Ophthalmologie, Uniklinik Essen, Essen
  • M Forsting

    2   Radiologie, Uniklinik Essen, Essen
  • A Radbruch

    6   Neuroradiologie, Uniklinik Bonn, Bonn
 

Zielsetzung Jüngst wurde ein posteriorer Drainageweg aus dem Bulbus oculi in den distalen Nervus opticus (ON) beschrieben. Da dieser, entsprechend dem Glymphatischen System (GS) des Gehirns, entlang perivaskulärer Räume (PVS) erfolgt und der retinalen Homöostase dienen soll, wurde er orbitales GS genannt. Geringe Mengen Gadolinium-haltigen Kontrastmittels (KM) gelangen nach der intravenösen Injektion über die Vordere Augenkammer (VA) in den Bulbus, von wo die Drainage in den distalen ON nachvollzogen werden kann. Davon unabhängig wurde in einer kleinen Studie beschrieben worden, dass eine ON Infiltration beim Retinoblastom (RB) mit einem verstärkten KM Enhancement der VA korreliert. Wir haben diese Beobachtung anhand eines großen Datensatzes eines nationalen RB Zentrums überprüft und vor dem Hintergrund jüngster Erkenntnisse zum orbitalen GS eingeordnet.

Material und Methoden Die retrospektive Studie umfasst 539 orbitale MRTs, die mit Oberflächenspulen aufgenommen wurden während die Kinder in Intubationsnarkose waren. Es wurden Differenzen der Signal-Intensitäts-Ratios der VA zur Linse (∆SIRs) zwischen der nativen und der post KM T1-Sequenz berechnet und mit histologischen Tumoreigenschaften wie der Infiltration des ON, der Choroidea, des Ziliarkörpers, der VA und der Sklera korreliert.

Ergebnisse Der ∆SIR ist ein unabhängiger, signifikanter Prediktor für das Vorliegen einer ON Infiltration in der multivariaten Analyse unter Adjustierung für die Tumorgröße (p < 0.05) und korreliert positiv mit der Infiltrationstiefe. Der ∆SIR korreliert mit keiner anderen untersuchten Tumoreigenschaft.

Schlußfolgerungen Das Kontrastmittel-Enhancement der VA ist ein Prediktor für eine ON Infiltration bei RB. Dies kann mit einer Beeinträchtigung des orbitalen GS und konsekutiver retinaler Homeostase-Störung erklärt werden. Diese führt bekanntermaßen zur Freisetzung von VEGF, Neoangiogenese einschließlich Irisneovaskularisation und konsekutiv vermehrtem Übertritt von KM in die VA.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
29. August 2022

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