Z Gastroenterol 2022; 60(08): e585-e586
DOI: 10.1055/s-0042-1754969
Abstracts | DGVS/DGAV
Endoskopie
Endoskopische Therapie von Leckagen und Fisteln
Donnerstag, 15. September 2022, 10:40 – 12:24, Saal 8

Endoskopische Leckagetherapie am unteren GIT ohne Stoma

M Kantowski
1   Elisabethinum MVZ GmbH, Praxis für Endoskopie und Proktologie, Hamburg, Deutschland
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
,
E Bellon
1   Elisabethinum MVZ GmbH, Praxis für Endoskopie und Proktologie, Hamburg, Deutschland
3   Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Klinik für Allgemein-Viszeral und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
,
D Perez
3   Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Klinik für Allgemein-Viszeral und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
,
T Rösch
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
,
M Tachezy
3   Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Klinik für Allgemein-Viszeral und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
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Einleitung Für Behandlung von größerer Anastomoseninsuffizienzen im unteren Gastrointestinaltrakt benötigt nach Lehrmeinung ein protektives Stoma. Die operative Revision mit Lavage und Stomaanlage können mit einer hohen Belastung der Patienten und Morbidität verbunden, inbesondere beim Vorliegen von Peritonealkarzinose, Adhäsionen, Adipositas oder Ablehnung der Stomaanlage. In diesen seltenen Fällen erfolgte bei uns ein Therapieversuch ohne Stoma.

Ziele Darstellung unserer Erfahrung der endoskopischen Therapie von Anastomoseninsuffizienzen im unteren GI Traktes ohne Stoma.

Methodik Retrospektive Auswertung von 20 Patienten (nicht instabil/septischen Patienten mit Anastomoseninsuffizienzen ohne Stoma von 06/16 – 02/22 im UKE), die mittels endoskopischem Konzept(abdichten-drainieren-spülen) behandelt wurden.

Ergebnis Die Behandlung erfolgte mittels endoskopischer Säuberungen/ Spülungen der Abszesshöhle oder der freien Bauchhöhle sowie intracavitärer Vakuumtherapie (peranal, perkutan oder kombiniert). Sogaufbau in allen Fällen mit Pumpe. Bei 5/20 Patienten konnte die Insuffizienz perkutan erreicht werden, so dass eine Lavage der freien Bauchhöhle und eine Vakuumtherapie (weißer Schwamm (KCI Medical) oder offenporiger Foliendrainage (Lohmann&Rauscher)) durchgeführt wurde. Rein pelvine Abszesshöhlen (15/20 Patienten) wurden mit schwarzem Schwamm drainiert. Bei erhaltener Stuhlpassage verstopft der Schwamm schnell. In diesen Fällen wurde mehrmals täglich gespült. Größere Nahtdefekte (6/20 Patienten) wurden temporär mit endoskopisch platziertem Vicrylnetzen (Ethicon) abgedichtet bis diese nicht mehr benötigt wurden.

Bei 16/20 Patienten konnte eine komplette Ausheilung der Anastomosenleckage ohne Stoma und oder Rezidivabszess erreicht werden. Die mittlere Behandlungsdauer lag bei 2-4 Wochen. Bei insgesamt drei Patienten zeigte sich keine relevante Heilungstendenz, so dass im Verlauf ein Stoma angelegt werden musste. Ein Patient verstarb tumorbedingt ohne Heilung der Insuffizienz.

Schlussfolgerung Die Mehrheit der Patienten mit Anastomosenleckagen lässt sich sehr gut mit der endoskopischen Therapie innerhalb von wenigen Wochen erfolgreich behandeln. Auch die perkutane Behandlung peritonealer Verhalte zeigt erfolgsversprechende Resultate. Mit einem strukturierten Konzept kann in vielen Fällen ein Stoma vermieden werden. Voraussetzung dazu sind ein klinisch stabiler Patient mit der Bereitschaft zur Mitarbeit sowie ein versiertes Behandlungsteam



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Article published online:
19 August 2022

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