Z Gastroenterol 2022; 60(08): e587
DOI: 10.1055/s-0042-1754972
Abstracts | DGVS/DGAV
Endoskopie
Endoskopische Therapie von Leckagen und Fisteln
Donnerstag, 15. September 2022, 10:40 – 12:24, Saal 8

Endoskopischer Verschluß von rektovaginalen Fisteln und coloanalen Insuffizienzen mittels neuartiger Nahttechnik („Chiba-Naht“)

E Bellon
1   Elisabethinum MVZ, Hamburg, Deutschland,
,
T Rösch
2   Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
,
M Kantowski
1   Elisabethinum MVZ, Hamburg, Deutschland,
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Einleitung Rektovaginale Fisteln sowie auch Insuffizienzen von coloanalen Anastomosen sind nach wie vor komplexe Krankheitsbilder mit schwierigen und teils fehlenden Therapiemöglichkeiten. Häufig ist eine definitive Sanierung nur mittels Exstirpation möglich. Präsentiert werden in dieser Arbeit sechs Patienten ( 3 rektovaginale Fistel, 3 coloanale Anastomose) mit langwierigen Krankheitsverläufen und bereits mehrfachen Interventionen mit weiterhin bestehender Fistelung. Bei vier Patienten war bereits im Rahmen der Vorbehandlung ein protektives Stoma angelegt.

Ziel Verschluß der rektovaginalen Fisteln und Abheilung der coloanalen Insuffizienzen

Material und Methoden Zunächst erfolgte eine flexible und starre endoskopische Evaluation der Fisteln von rektal und vaginal sowie der Insuffizienzen.Anschließend wurden die Fistel bzw. Insuffizienzhöhle mittels Zange und Bürste gereinigt. Bei den 3 Insuffizienzen mit Abszess und 1 Fistel wurde der Defekt vor dem Verschluss durch eine VAC-Therapie angefrischt. Die Defekteinstellung in der narbig engen Analregion erfolgte starr mit einem halb offenem Beakspreizer (Sapi Med). Mit einer 9cm langen 20G Chiba-Hohlnadel (SonoPlus®​, Pflugbeil GmbH) wurden 2-6 Einzelknopfnähte (Prolene 3-0) vorgelegt. Ca. 1 cm aboral der Fistel/Insuffizienz wurde eingestochen und im Defekt ausgestochen, danach am gegenüberliegenden Ende des Defekts ein- und ca. 1cm oral wieder ausgestochen.

Ergebnis Bei allen 6 Patienten kam es innerhalb von 2-8 Wochen nach „Chiba-Naht“ zu einem kompletten Abheilen der rektovaginalen Fistel bzw. coloanalen Insuffizienz. Bei 2/6 Patienten wurde nach 1 Woche in einer zweiten Sitzung noch ein Restdefekt verschlossen. Im Follow-up (12-36 Monate) zeigte sich bei keinem Patient ein Rezidiv.

Schlussfolgerung Die Naht mittels Chiba-Nadel kann bei ausgewählten Patienten mit therapierefraktären Fisteln, coloanalen Insuffizienzen, engem Anus und schlechter Übersicht als Therapiealternative sicher und einfach angewandt werden. Gute Übersicht durch die Kombination aus flexibler Endoskopie und starrem proktoskopischem Spreizer sowie einer modifizierten chirurgischen Nahttechnik ermöglichen das Fassen von viel Gewebe und damit einen effektiven und dauerhaften Defektverschluss.

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Abb. 1


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Article published online:
19 August 2022

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