Osteologie 2022; 31(03): 203
DOI: 10.1055/s-0042-1755858
Abstracts
Vorträge

Stürze und Gangstörungen – Überblick über ein zentrales Geriatrisches Syndrom

Authors

  • Amit Choudhury

    1   Krankenhaus St. Joseph-Stift GmbH, Zentrum für Geriatrie und Frührehabilitation, Zentrum für Geriatrie und Frührehabilitation, Bremen
 

Einleitung Stürze im Alter zählen wie auch Gangstörungen zu den häufigsten Problemen der Altersmedizin. So stürzen 30% der Menschen über 65 Jahre mindestens einmal pro Jahr, dabei nimmt die Sturzhäufigkeit pro Lebensjahrzehnt um etwa 10% zu. Mehr als die Hälfte der über 90-jährigen Menschen stürzt während eines Jahres, besonders hoch ist das Risiko bei Bewohnern von Senioreneinrichtungen. Dabei führen 10–20% dieser Stürze zu Verletzungen, die medizinisch versorgt werden müssen, in 5–10% der Fälle kommt es sogar zu einer Fraktur- besonders wenn durch eine Osteoporose die Brüchigkeit der Knochen erhöht ist. Der Versorgung und Rehabilitation solcher altersbedingten Verletzungen widmet sich die Alterstraumatologie als enge Kooperation von Unfallchirurgie und Geriatrie. Doch auch wenn es nicht zu solch schweren Verletzungen kommt, bleiben Sturzereignisse im Alter nicht ohne Folgen: Stürze führen zu vermehrter Angst, Angst zu Schonverhalten, herabgesetzter Mobilität und weiterer Abnahme von Gleichgewicht und Muskelfunktion, was in der Altersmedizin als Post-Fall-Syndrom bekannt ist. Es droht ein Teufelskreis aus zunehmender Immobilität, Abbau der Muskulatur und wiederholten Stürzen.

Methode Stürze und Gangstörungen des höheren Lebensalters sind meist nicht auf eine einzelne Ursache oder Erkrankung zurückzuführen, sondern Folgen eines multifaktoriellen Geschehens: Häufiger ist ein Nebeneinander von altersbedingten Veränderungen und krankheitsbedingten Einschränkungen, welche Gleichgewicht, die Geh-Fähigkeit und muskuläre Kraft beeinträchtigen. Zu den altersbedingten Veränderungen zählt die ab dem 50. Lebensjahr einsetzende Abnahme der Muskulatur um etwa ein Prozent jährlich, die dann im höheren Lebensalter fehlt, um das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Auch die Sehfähigkeit und die Körperwahrnehmung, beides wichtige Voraussetzungen für adäquate Gleichgewichtsreaktionen, nehmen im Alter ab. Krankheitsbedingt können Herz-Kreislaufstörungen wie Herzrhythmusstörungen, Muskel- und Skeletterkrankungen, aber auch neurologische Krankheiten Gleichgewicht, Gehfähigkeit und Mobilität beeinträchtigen und letztlich die Sturzgefahr erhöhen. Diese Risikofaktoren liegen im körperlichen Zustand der Menschen selbst begründet und werden als intrinsische Sturzursachen zusammengefasst. Extrinsische Ursachen sind in der Umgebung und äußeren Umständen zu suchen. Extrinsische Ursachen sollten erkannt und wenn möglich behoben werden. Hilfsmittel müssen individuell an den einzelnen Menschen und seine bestehende Gangstörungen angepasst und der Benutzer entsprechend geschult werden. Nach Sturzereignissen sollte eine Diagnostik erfolgen, welche behebbare intrinsische Sturzursachen abgeklärt. Besonders wichtig ist es aber die altersbedingte Abnahme der muskulären Kompetenz durch gezieltes Training zu vermindern.

Diskussion Epidemiologie, Differentialdiagnosen, Folgen, aber auch Möglichkeiten der Prävention sollen in diesem Vortrag im Überblick aus geriatrischer Sicht beleuchtet werden.

Keywords Stürze, Prävention, Gangstörungen

Korrespondenzadresse Amit Choudhury, Krankenhaus St. Joseph-Stift GmbH, Zentrum für Geriatrie und Frührehabilitation, Zentrum für Geriatrie und Frührehabilitation, Schwachhauser Heerstr. 54, 28209 Bremen, Bremen, E-Mail: Achoudhury@sjs-bremen.de



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Article published online:
08 September 2022

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