Suchttherapie 2022; 23(S 01): S16
DOI: 10.1055/s-0042-1755982
Abstracts
S11: Internetnutzungsstörung bei Kindern und Jugendlichen

Longitudinale Trajektorien internet- und computerspielbezogener Störungen

P Bach
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
,
H Hill
2   KIT Karlsruhe, Karlsruhe
,
I Rheinhard
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
,
F Kiefer
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
,
T Lemenager
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
› Author Affiliations
 

Einleitung Epidemiologische Daten weisen auf eine unterschiedliche Prävalenz von Internet- und Computerspielbezogener Störungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hin. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Faktoren zu einem Fortbestehen beziehungsweise Remission im (jungen) Erwachsenenalter beitragen. Im Rahmen einer longitudinalen Studie wurde die Stabilität des Selbstkonzeptes und die Bedeutung für problematischen Internetgebrauch untersucht.

Material und Methodik Im Rahmen einer longitudinalen Studie über ein Jahr wurden N=40 Teilnehmer mit pathologischen Internetnutzungsverhalten und gesunde Probanden mittels psychometrischer Testung und funktioneller Kernspintomographie (fMRT) zu zwei Zeitpunkten im Abstand von 12 Monaten untersucht. Die Stabilität des Selbstkonstrukts auf neuronaler Ebene und Verhaltensebene wurde mit Hilfe komplementärer Reliabilitätsindices untersucht und die Bedeutung für das pathologische Internetnutzungsverhalten ermittelt.

Ergebnisse Die Ergebnisse der Analysen zeigten eine gute Stabilität der psychometrischen Selbstkonzept-Maße. Die Analysen der fMRT-Daten wiesen auf ein moderate bis gute Stabilität (Intraklassen Korrelations Koeffizient > 0.6) der Selbstkonzept-assoziierten Gehirnaktivierung in Gehirnbereichen, wie dem Gyrus fusiformis, der Insula und dem anterioren cingulären Kortex hin, die bereits in Vorstudien mit der Verarbeitung Selbstkonzept-relevanter Informationen in Verbindung gebracht wurden. Darüber hinaus zeigten sogenannte „Ähnlichkeits-Analysen“, dass bis zu 70% der Teilnehmer basierend auf ihrer neuralen Aktivierung zum Zeitpunkt der ersten fMRT-Untersuchungen nach einem Jahr wieder identifiziert werden konnten. Zudem zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Selbstkonzept und der Ausprägung des pathologischen Internetgebrauchs.

Zusammenfassung Unser Daten unterstützen die Stabilität des Selbstkonzeptes bei gesunden Probanden und Individuen mit pathologischem Internetnutzungsverhalten über längere Zeiträume in einer kritischen Phase der Entwicklung und weisen zudem auf die Bedeutung des Selbstkonzeptes für die Ausprägung des pathologischen Internetnutzungsverhaltens hin.



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Article published online:
30 August 2022

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