Elterliches Glücksspielverhalten als Risikofaktor für die Entwicklung einer eigenen Glücksspielsucht? Gamblerkid: Hilfe per Chat für Kinder und Jugendliche

Einleitung Das Aufwachsen in einem suchtbelasteten Kontext stellt für Kinder sowohl eine soziale, psychische als auch finanzielle Belastung dar. Zusätzlich erhöht es das Risiko, eine eigene Suchtproblematik zu entwickeln. Laut aktuellen klinischen Schätzungen ist von 150.000 bis 704.000 Kindern auszugehen, die in einer glücksspielbelasteten Familie in Deutschland leben. Bis dato wurden die Auswirkungen einer elterlichen Suchterkrankung sowie der Versorgungsbedarf der betroffenen Kinder vorwiegend im Bereich der substanzbezogenen Süchte und kaum im Bereich der Glücksspielsucht untersucht. Darüber hinaus existieren derzeit nur wenige spezifische Unterstützungsangebote für die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Ziel des vorliegenden Projekts ist es deshalb, die Versorgung der Kinder und Jugendlichen aus glücksspielbelasteten Familien zu verbessern. Des Weiteren soll unter Einbeziehung vorhandener Strukturen die Vernetzung der Anlaufstellen für die Zielgruppe gefördert werden.

Material und Methodik Zur Bedarfsspezifizierung wurde zu Beginn des Projekts eine Expertendiskussion mit Vertreter*innen des Versorgungssystems sowie mit Forschenden aus dem Glücksspielbereich durchgeführt. Ein Leitfaden zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus glücksspielbelasteten Familien wurde für die bayerische Suchthilfe adaptiert. Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren sowie die Zielgruppe zu erreichen, wurde in Zusammenarbeit mit einer Akademie für visuelle Kommunikation ein Video über einen betroffenen Jugendlichen gedreht. Außerdem wurde mit Unterstützung einer Online Marketing Agentur die Micropage namens www.gamblerkid.com entwickelt. Hier steht ein Online-Chat zur Beratung von Kindern und Jugendlichen aus glücksspielbelasteten Familien sowie Informationen über Glücksspielsucht zur Verfügung.

Ergebnisse Wie erwartet zeigte sich, dass die Zielgruppe schwierig zu erreichen ist. Da sich das Projekt in der Anfangsphase befindet, bleibt abzuwarten, mit welcher Frequenz das Chat- und Informationsangebot von www.gamblerkid.com genutzt werden wird.

Zusammenfassung Da Kinder und Jugendliche aus glücksspielbelasteten Familien für psychosozialen Stress besonders gefährdet sind, besteht ein erhöhter Forschungs- sowie Entwicklungs- und Implementierungsbedarf von Präventions- und Behandlungsangeboten. Die bisherigen Untersuchungen und Maßnahmen werden dieser hohen Public Health Relevanz noch nicht gerecht.

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Article published online:
30 August 2022