Suchttherapie 2022; 23(S 01): S37
DOI: 10.1055/s-0042-1756045
Abstracts
S27: How many cravings: Neue Erkenntnisse zu Craving und Cue-Reactivity bei suchtartigen Verhaltensweisen

Desire Thinking und Craving: Same same but different

A Brandtner
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
S Antons
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
,
M Brand
1   Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Elaborated Intrusion Theory of Desire (EIT) nimmt an, dass Desire Thinking eine angenehme, unproblematische Elaboration eines Wunsches sein kann, die jedoch dysfunktionale Tendenzen annehmen kann, wenn sie, wie im Self-Regulatory Execution Function Model (S-REF) postuliert, Craving erzeugt. Die Bedeutung von Desire Thinking im Kontext von Internetnutzung ist weitestgehend ungeklärt und wird in diesem Projekt näher untersucht.

Material und Methodik Die Annahmen der EIT und des S-REF wurden mit stützender, empirischer Literatur in das Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution (I-PACE) Modell integriert. Aus dieser Integration wurde ein Strukturgleichungsmodell abgeleitet, in welchem die Beziehung zwischen negativer emotionaler Reaktivität und Craving durch Desire Thinking vermittelt wird. Dieses Modell wurde an einer Stichprobe von N=925 Internetnutzer:innen getestet.

Ergebnisse Die Literaturrecherche weist eine hohe Dichte an Studien auf, die die Beziehung zwischen Desire Thinking und Craving, und Desire Thinking als Reaktion auf unangenehme Trigger untersuchten. Entsprechend wurde Desire Thinking im I-PACE Modell unter affektiven und kognitiven Reaktionen mit einer zirkulären Verbindung zu Craving verortet. Korrespondierend zeigen die Ergebnisse des Strukturgleichungsmodells, dass Desire Thinking den Zusammenhang zwischen negativer emotionaler Reaktivität und Craving nach Online-Aktivitäten vollständig mediiert.

Zusammenfassung Der theoretischen Integration mittels EIT und S-REF und den empirischen Implikationen zufolge sind Desire Thinking und Craving verwandte Konstrukte mit individuellen Charakteristika. Gemeinsam mit dem Befund, dass die Beziehung zwischen negativer emotionaler Reaktivität und Craving durch Desire Thinking vermittelt wird, deuten die Ergebnisse einen möglichen dysfunktionalen Charakter von Desire Thinking im Kontext der Internetnutzung an, da es im Sinne eines Copingmechanismus initiiert werde könnte und unwiderstehliches Craving erzeugen kann.



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Article published online:
30 August 2022

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