Suchttherapie 2022; 23(S 01): S41-S42
DOI: 10.1055/s-0042-1756059
Abstracts
S30: Hilfen für Kinder suchterkrankter Eltern – Beispiele für funktionierende Versorgungsstrukturen

Stark im Sturm – Hilfen für Kinder sucht- und psychisch erkrankter Eltern. Eine Zwischenbilanz

Y Grimmer
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
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Einleitung In Deutschland leben geschätzt 2,6 Millionen Kinder bei einem Elternteil mit einer Abhängigkeitserkrankung. Der Zugang zu den betroffenen Familien und insbesondere den Kindern ist häufig sehr schwierig. Schuld und Scham der Eltern über das eigene „Versagen“, Isolation und Tabuisierung verhindern, dass die betroffenen Familien Hilfe und Unterstützung durch die Umgebung erhalten und präventiven Maßnahmen greifen können.

Material und Methodik Das Ziel unseres Pilotprojekts ist es, einheitliche, gut vernetzte Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen für suchterkrankte Eltern und ihre Kinder in der Metropolregion Rhein-Neckar aufzubauen, Zugangshemmnisse abzubauen und die betroffenen Familien in vorhandene Hilfen zu bringen. Ein Netzwerk von ca. 90 Kinderbeauftragten an den drei großen suchtmedizinischen und psychiatrischen Kliniken des Rhein-Neckar-Gebiets berät derzeit Erkrankte zur Annahme von Beratungsangeboten für die Familie. In enger Vernetzung mit den Suchtberatungsstellen werden “in-house” Beratungstermine während der stationären Behandlung für betroffene Eltern angeboten, um die Schwelle für die Annahme nachstationärer Hilfen zu senken

Ergebnisse Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollen in einer 18-monatigen Pilotphase betroffene Eltern, Kinderbeauftragte der Kliniken und allgemein klinisch-tätige Mitarbeitende sowie Mitarbeitende der Suchtbratungsstellen und Jugendämter zu Erfolgsfaktoren und Hindernissen bei der Implementierung befragt werden. Erste Erkenntnisse aus dieser Befragung der Kinderbeauftragten und zu den Vermittlungsquoten der Eltern in weiterführende Beratungsangebote legen den Schluss nahe, dass die Installation von Kinderbeauftragten, zu einer erhöhten Zuweisungsquote zu externen Hilfen führt. Zudem gibt es erste Hinweise, dass Inhouse-Beratungen einen stabileren Übergang in anschließende ambulante Beratungen ermöglichen.

Zusammenfassung Die Ergebnisse der Vorstudie legen nahe, dass die Implementierung von Kinderbeauftragten in suchtmedizinischen Akutkliniken zu einer verbesserten Weitervermittlungsquote der betroffenen Eltern in ambulante Hilfen führt, sie zeigen aber auch, dass die Arbeit der Kinderbeauftragten im klinischen Alltag durch strukturelle und arbeitsorganisatorische Herausforderungen teilweise deutlich erschwert wird, daher ist es notwendig weitere Daten zu Unterstützungsfaktoren und Hindernissen bei der Implementierung des Kinderbeauftragten-Systems zu erheben.



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Article published online:
30 August 2022

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