Suchttherapie 2022; 23(S 01): S56
DOI: 10.1055/s-0042-1756101
Abstracts
Postersession

Substitutionsbehandlung Opioidabhängiger unter der COVID-19-Pandemie

K Lehmann
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Hamburg
,
S Kuhn
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Hamburg
,
U Verthein
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Hamburg
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Einleitung Um gefährdete Patient:innengruppen, zu denen auch Personen mit Opioidabhängigkeit gehören, vor COVID-19-Infektionen zu schützen, die Patient:innenversorgung (auch in Quarantäne und häuslicher Isolation) sicherzustellen und somit die Substitutionstherapie während der Coronaviruspandemie zu erleichtern, wurde im März 2020 die SARS-CoV-2 Arzneimittelversorgungsverordnung verabschiedet. In diesem Posterbeitrag wird untersucht, wie substituierende Ärzt:innen in Deutschland die coronabedingten Änderungen beurteilen und in ihrer Substitutionspraxis anwenden.

Material und Methodik Als Teilprojekt im Rahmen der Evaluation der 3. Verordnung zur Änderung der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (3.BtMVVÄndV) aus 2017 fand eine (zweite) schriftliche Befragung substituierender Ärzt:innen im Zeitraum von September bis Dezember 2021 statt. Von der Bundesopiumstelle wurden deutschlandweit alle zu diesem Zeitpunkt substituierenden Ärzt:innen angeschrieben. Die Inhalte der Befragung bezogen sich insbesondere auf die angepassten Änderungen der BtMVV (SARS-CoV-2 Arzneimittelversorgungsverordnung) sowie die Arbeitsbedingungen unter der COVID-19-Pandemie.

Ergebnisse Es nahmen 550 substituierende Ärzt:innen an der der Umfrage teil. Die meisten hatten ihre Vergabepraxis während der COVID-19-Pandemie geändert. Nur knapp 40 % hatten diese unverändert beibehalten. Am häufigsten hatten sie die Take-Home-Zeiten für stabile Patient:innen verlängert und ihre Substitutionsmittelvergabe an die Pandemiebedingungen angepasst. Die Erfahrungen mit der erweiterten Take-Home-Praxis waren überwiegend positiv, nur 2,8 % der Ärzt:innen verzeichneten einen überwiegend nicht verantwortungsvollen Umgang ihrer Patient:innen mit der Take-Home-Praxis. Für die überwiegende Mehrzahl der substituierenden Ärzt:innen waren der veränderte Einsatz der Substitutionskennziffer und deren Aufstockung am wichtigsten.

Zusammenfassung Es wird diskutiert, inwieweit die coronaviruspandemiebedingten Änderungen bzw. Erleichterungen auch zukünftig in der Substitutionsbehandlung Opioidabhängiger beibehalten werden sollten.



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Article published online:
30 August 2022

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