Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(10): 705
DOI: 10.1055/s-0043-103287
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diabetes – eine zunehmende Herausforderung

Diabetes – a Continually Increasing Challenge
Hendrik Lehnert
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Publication Date:
17 May 2017 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

das Thema Diabetes mellitus ist nicht zuletzt aufgrund seiner großen Interdisziplinarität für jeden Internisten von außerordentlicher Bedeutung. Die Anzahl der Patienten mit einem Diabetes steigt kontinuierlich an; in dem kürzlich erschienenen „Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2017“ werden neue wichtige Zahlen vorgestellt: annähernd 7 Millionen Menschen sind in Deutschland an einem Diabetes erkrankt, darunter sind 2 Millionen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. Jährlich entstehen durch den Diabetes und vor allem auch durch seine Komplikationen erhebliche Kosten für Behandlung, Pflege, Arbeitsunfähigkeit oder Frühberentung. Geschätzt liegen diese Kosten derzeit bei 35 Milliarden Euro. Alles Gründe, unverändert und mit größtem Engagement an einer zielgerichteten Diagnostik und Therapie dieser Erkrankung zu arbeiten – ganz zu schweigen von der großen Bedeutung präventiver Maßnahmen, sowohl auf gesundheitspolitischer wie medizinischer Ebene.

Mit diesem Diabetes-Dossier der DMW haben wir drei zeitgemäße und spannende Themen aufgegriffen, die die großen klinischen und wissenschaftlichen Fortschritte der Diabetologie der zurückliegenden Jahre in den Teilbereichen „Typ-1-Diabetes“, „Closed Loop-Systeme in der Therapie des Typ-1-Diabetes“ und „Kardiovaskuläre Effekte der antidiabetischen Therapie“ beleuchten.

In dem Artikel von H. Kalscheuer und H. Lehnert steht die zielgerichtete Erstdiagnostik bei einem Typ-1-Diabetes im Vordergrund. Auch die Zahl der Patienten mit einem Typ-1-Diabetes nimmt weltweit zu – diese Diabetesform ist eine der häufigsten Formen chronischer Erkrankungen im Kindesalter. Dies impliziert natürlich auch die hohe Bedeutung der Transitionssprechstunde beim Übergang zum Erwachsenenalter. Die Grundlagen der Autoimmunität und die zielgerichtete Antikörperdiagnostik wie auch die Einordnung der Erkrankung in die sogenannten polyglandulären Autoimmunsyndrome werden dargestellt. Nicht zuletzt ist von großer Bedeutung, dass auch ältere Patienten mit einem vermeintlichen Typ-2-Diabetes klassifiziert werden, obgleich ein spätmanifestierter Typ-1-Diabetes vorliegt und die Therapie sich natürlich nach dieser Diagnose richten muss.

In ihrem Artikel auf dem Weg zum Closed-Loop beschreiben die Autoren T. Biester, T. Danne und O. Kordonouri den aktuellen Stand der Sensorsysteme und die Zukunft, das Closed-Loop-System. Gerade im Bereich der Sensorsysteme, die ja einen ganz wichtigen Pfeiler innerhalb von Closed-Loop-Systemen darstellen, sind bedeutende Fortschritte erzielt worden. Die aktuell verfügbaren Echtzeitsysteme werden vorgestellt und der Weg zum Closed-Loop, der allmählich Wirklichkeit wird, skizziert. Es ist leicht nachvollziehbar, dass dies ein Quantensprung in der Behandlung des Typ-1-Diabetes sein wird. In den vergangenen Jahren sind wegweisende klinische Studien veröffentlicht worden, die die kardiovaskulären Effekte der medikamentösen Diabetestherapie belegen. Dies ist ebenfalls eine immens wichtige Erkenntnis in der Behandlung des Diabetes, den wir ja zunehmend auch als metabolische Systemerkrankung verstehen. Vor diesem Hintergrund ist die Reduktion der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität durch die Blutzuckersenkung von allergrößter Bedeutung. Dies wird sehr ausführlich von K. Laubner und J. Seufert dargestellt.

Zusammenfassend habe ich die große Hoffnung, dass dieses Diabetes-Dossier der Deutschen Medizinischen Wochenschrift wesentliche Fortschritte der Diabetologie präzise und übersichtlich zusammenfasst und so weiter zu einem verbesserten Umgang mit dieser Erkrankung beiträgt.

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Prof. Dr. med. Hendrik Lehnert