Zusammenfassung
Hintergrund Fatigue ist eines der häufigsten Symptome bei Multipler Sklerose (MS) und hat deutliche
Auswirkungen auf die Lebensqualität sowie die Berufstätigkeit. Die adäquate Messung
der erlebten Fatigue ist aber auch heutzutage noch mit erheblicher Unsicherheit behaftet.
Ziel der Arbeit In dem vorliegenden Übersichtsartikel sollen verschiedene Möglichkeiten der Erfassung
der Fatigue mit Hilfe von Fragebögen, klinischen Interviews oder der objektiven Messung
kognitiver Leistungen dargestellt werden. Weiter soll ein strukturierter Ansatz zur
Fatigue-Diagnostik vorgeschlagen werden.
Ergebnisse Klinische Kriterien MS-bezogener Fatigue umfassen relevante Kernsymptome, Alltagsrelevanz,
den kausal wahrscheinlichen Zusammenhang mit der Krankheitsursache (d. h. der zugrunde
liegenden MS) sowie einen Ausschluss möglicher anderer somatischer wie psychischer
Ursachen. Empfohlen werden, aufgrund der Studienlage sowie der Einteilung in kognitive
und motorische Fatigue, als adäquate Fragebögen das Würzburger Erschöpfungs-Inventar
bei Multipler Sklerose (WEIMUS) sowie die Fatigue Scale for Motor and Cognitive Functions
(FSMC). Zusätzlich sollten eine eventuelle Depression, die Schlafqualität sowie die
Tagesschläfrigkeit erfasst werden. Eine testpsychologische Objektivierung sollte versucht
werden. Dabei sollten die generelle kognitive Leistungsfähigkeit sowie die kognitive
Leistungsfähigkeit unter Monotonie (Vigilanz) erhoben werden. Dies kann auch für eine
Einschätzung der Arbeitsfähigkeit hilfreich sein. Diese Objektivierung der Fatigue
ist zudem auch prognostisch bedeutsam, da es Hinweise auf einen Zusammenhang mit der
Schubhäufigkeit, der Wandlung des Status eines „Clinically Isolated Syndrome“ (CIS)
zu einer MS-Diagnose sowie einer vermehrten Hirnatrophie gibt.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass trotz einer wachsenden Konvergenz bei
den Diagnosekriterien die Studienlage zur subjektiven sowie objektiven Erfassung der
Fatigue noch nicht ausreichend ist und weiterhin Forschungsbedarf besteht.
Abstract
Background Fatigue is one of the most common symptoms in multiple sclerosis (MS) with a significant
impact on the quality of life as well as on the professional activity. However, the
adequate measurement of fatigue is still not clear.
Objective The aim of this review is to present various possibilities for the assessment of
fatigue by means of questionnaires, clinical interviews, or the objective measurement
of cognitive performance. A structured approach for the assessment of fatigue is also
proposed.
Results Clinical criteria of MS-related fatigue include relevant core symptoms, daily relevance,
the probable causal relationship with the disease (i.e. the underlying MS), as well
as the exclusion of other somatic and psychological causes. The Würzburg exhaustion
inventory in multiple sclerosis (WEIMUS) as well as the Fatigue Severity Scale for
Motor and Cognitive Functions (FSMC) are recommended as adequate questionnaires based
on the study situation as well as the classification into cognitive and motor fatigue.
Depression, sleep quality and daytime sleepiness should be recorded. Psychological
objectification should be attempted. The overall cognitive performance as well as
cognitive performance under monotony (vigilance) should be assessed. This objectification
of fatigue is also prognostically significant, as it is indicative of a link with
the frequency of change, the change in the status of a clinically isolated syndrome
(CIS) to an MS diagnosis, and increased cerebral atrophy.
Despite a growing convergence in the diagnostic criteria, there is still a need for
research on subjective and objective assessment of fatigue.
Schlüsselwörter
Multiple Sklerose - Fatigue - Diagnostik - Übersicht
Key words
multiple sclerosis - fatigue - assessment, review