Rofo 2017; 189(05): 474-475
DOI: 10.1055/s-0043-107993
Mitteilungen der DRG
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

ECR 2017 „The Flower Gardens of Radiology“

Further Information

Publication History

Publication Date:
27 April 2017 (online)

Unter dem fast olympischen Gedanken hatte Prof. Paul Parizel als Kongresspräsident die Jugend Europas und der Welt nach Wien zum ECR 2017 geladen. Dies fand seinen Niederschlag in einer bisher nie dagewesenen Zahl an teilnehmenden MTRAs, die das Bild des Kongresses entscheidend mitprägten. Für sie stand eine Vielzahl eigener Veranstaltungen zur Verfügung.

Zoom Image
Die Teilnehmer umgab ein flower garden of radiology (Copyright ESR).

Einmal mehr stand das Kongressmotto für die Vielfalt der Radiologie in all ihren Facetten. Von der Variabilität der adressierten Themen der Diagnostik und Therapie bis zum Bekenntnis der Radiologen als Teamplayer – untereinander, in den Subspezialitäten, mit den MTRAs, aber auch gegenüber den zuweisenden Partnern in den anderen Fächern.

Dass der ECR längst mehr geworden ist als der kleine Bruder des RSNA zeigt sich nicht zuletzt an einem erneuten Besucherrekord von mehr als 21 000 Teilnehmern vor Ort und nochmals über 5000 Personen, die den Kongress online verfolgt haben. Inzwischen stehen beim ECR der Großteil der Präsentationen auch online zur Verfügung – und dies nicht nur während sondern auch nach dem Kongress. Damit haben die Besucher die Möglichkeit sich auch über die Inhalte parallel stattfindender Veranstaltungen zu informieren. Eine Möglichkeit, die zunehmend auch die Industrieunternehmen für Ihre Lunch-Symposien nutzen. Und der Kongress ist längst über Europa hinausgewachsen und bietet neben den traditionell stark vertretenden Teilnehmerländern aus Süd- und Osteuropa vor allem Kollegen aus den arabischen Ländern, aber auch aus Asien eine gut angenommene Plattform zur Information und zum Austausch.

Das wissenschaftliche Programm zeichnete sich durch eine nie dagewesene Fülle der Themen und eine erneut gesteigerte Zahl an eingereichten und akzeptierten Abstracts aus. Besonders gut angenommen wurde von den Besuchern die Möglichkeit Poster auch in einer kurzen mündlichen Vorstellung durch die Autoren erläutert zu bekommen.

Beispielhaft sollen hier vielversprechende Ergebnisse aktueller Studien in der Diagnostik des Rektumkarzinoms erläutert werden. An erster Stelle steht dabei nach wie vor das exakte Staging in der Primäruntersuchung. Da sich die Einschlusskriterien für eine neoadjuvante Radio-Chemo-Therapie aktuell wieder mehr zugunsten der primären Operation zu verschieben scheinen, ist dies von erheblicher Bedeutung. Auch wenn derzeit insbesondere die Spezifität der Lymphknotendiagnostik weiterhin umstritten ist, lassen Studien mit diffusionsgewichteten Sequenzen in Zukunft eine Routinetauglichkeit erwarten. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass es mit Hilfe von ADC-Maps möglich werden könnte bereits bei der initialen Untersuchung das spätere Ansprechen auf eine neoadjuvante Radio-Chemo-Therapie verlässlich vorherzusagen. Auf diese Weise ließe sich nochmals eine Patientengruppe selektionieren, die zwar die Einschlusskriterien für eine Vorbehandlung erfüllt, von dieser jedoch nicht profitieren wird. Noch müssen die Ergebnisse an größeren Patientengruppen evaluiert und bestätigt werden. Die Thematik ist jedoch erneut der Beweis dafür, dass die Radiologie den Schritt von der reinen Beschreibung zur therapierelevanten Quantifizierung der Daten längst begonnen hat.

Berufspolitisch spielten die neue EURATOM-Richtlinie und die zu erwartenden Änderungen der nationalen Verordnungen eine wichtige Rolle. Anfang Februar 2018 muss die Richtlinie in den Mitgliedsstaaten der EU in nationales Recht umgesetzt sein. Ein Prozess, der in den verschiedenen Ländern offensichtlich unterschiedlich weit gediehen ist. Nach Angaben eines Vertreters der EU-Kommission hat z. B. Deutschland bisher ca. 60 % der Vorgaben in die aktuellen Gesetzesentwürfe eingearbeitet. Es bleibt abzuwarten, wie unter den Vorgaben des Wahljahres 2017 in Deutschland der Zeitplan hierzu eingehalten werden kann und welche Neuregelungen dann in welchen Übergangszeiten umzusetzen sind.

Auch die Industrie hat den ECR inzwischen als eine zweite Möglichkeit der Präsentation von neuen Produkten vor einem breiten Publikum entdeckt. Ballte sich bisher die Zahl der präsentierten Neuigkeiten in Chicago beim RSNA, so ist hier sicherlich inzwischen eine gewisse Entzerrung aufgetreten, was es dem Besucher ermöglicht die unterschiedlichen Vorstellungen auch wahrzunehmen. Dabei gab es nehmen Fort- und Weiterentwicklungen bewährter Produkte namhafter Hersteller auch Kuriositäten, wie einen Automaten, an dem Patienten nach ihrer radiologischen Untersuchung sich selbst ihre Bilder ausdrucken, eine CD brennen oder ihre Daten verschlüsselt an eine elektronische Adresse (z. B. des Hausarztes) verschicken können. Abhängig vom Land der Anwendung kann der Automat mit einer Zahlungsmöglichkeit via Kreditkarte ausgestattet werden.

Nach fünf Tagen verlässt der Besucher mit einem bunten Strauß an Eindrücken den Kongressort, auch mit der Gewissheit sich aufgrund der Vielfalt längst nicht in allen Bereichen der Radiologie auf den neuesten Stand gebracht zu haben. Aber mit dem sicheren Gefühl einen großen internationalen Kongress von hoher Qualität besucht und den Austausch mit Kollegen aus aller Welt gepflegt zu haben.

Der ECR 2018 wird von 28. Februar bis 4. März 2018 unter der Leitung von ESR Präsident Prof. Bernd Hamm stattfinden.