Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2017; 11(04): 361-389
DOI: 10.1055/s-0043-109793
Unterer Gastrointestinaltrakt, Koloproktologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Urologische Aspekte in der Allgemein- und Viszeralchirurgie

Patrick Michael Felix Levien
,
Wolf Otto Bechstein
,
Frederik Christian Roos
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2017 (online)

Beginnend beim Harnleiterstein mit der Ankündigung als akutes Abdomen bis hin zur Traumachirurgie sieht sich der chirurgisch tätige Arzt häufig mit urologischen Krankheitsbildern konfrontiert. In diesem Artikel werden therapeutische Prinzipien und Interventionsmöglichkeiten aus der Urologie für eine Auswahl an typischen Problemsituationen – wie dem Harnsteinleiden, der Nierenkontusionen sowie iatrogene Harnleiterverletzungen – und deren Diagnostik und Therapie erörtert und illustrativ dargestellt.

Kernaussagen

Urolithiasis

  • Harnsteine stellen eine häufige Erkrankung mit steigender Inzidenz dar. Viele Harnsteine gehen spontan ohne Interventionsbedarf ab. Das Diagnostikum der Wahl ist das CT. Eine medikamentöse Steinexpulsionstherapie (MET) kann den Steintransit beschleunigen.

  • Wichtig ist die Erkennung der Patienten, die einer fachurologischen Versorgung zugeführt werden müssen. Dies sind insbesondere Patienten mit Fornixruptur, steigenden Retentionswerten, Fieber bei bestehender Harnstauung, Einzelniere und therapieresistenten Schmerzen. Patienten mit einer Harntransportstörung sollten für eine Nacht aufgenommen werden und am Folgetag laborchemisch, sonografisch und klinisch reevaluiert werden zu können.


Urologisches Trauma

  • Die meisten Nierentraumata lassen sich konservativ behandeln und bedürfen keiner primären chirurgischen Intervention. Radiologisch interventionellen Versorgungsstrategien sollte im Sinne des Nierenschutzes der Vorzug gegeben werden, insofern diese erfolgversprechend sind. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist daher für die Patienten essenziell. Im Falle einer chirurgischen Therapie muss die schnellstmögliche Kontrolle der Gefäßversorgung angestrebt werden.

  • Bei Harnleiterläsionen ist die Lage und die Länge der Läsion entscheidend für das weitere Vorgehen. Hierzu stehen unterschiedliche Techniken zur Verfügung. Zur Vermeidung einer Läsion ist die Anatomie entscheidend. Sollte es dennoch zu einer Läsion kommen, sollte der Harnleiter zart behandelt und die Gefäßversorgung mit Bedacht geschützt werden.


Hodentorsion

  • Eine Hodentorsion ist schwierig zu diagnostizieren und kann letztendlich nur durch eine operative Freilegung ausgeschlossen oder bewiesen werden.

  • Die Therapie der Hodentorsion sollte so schnell wie möglich erfolgen: Zunächst kann die manuelle Entdrehung probiert werden. Als operative Verfahren stehen Ablatio testis bei infarziertem Hoden oder eine hodenerhaltende OP in Form einer Orchidopexie zur Verfügung.