Zusammenfassung
Hintergrund Gebären und geboren werden sind prinzipiell physiologische Vorgänge. Allerdings kann
sich eine Geburt plötzlich in einen lebensbedrohlichen Notfall wandeln. Dann hängen
Gesundheit von Mutter und Kind in starkem Maße von richtigen und rechtzeitigen Interventionen
und effektiver Teamarbeit des medizinischen Personals ab. Um diesen komplexen Anforderungen
gewachsen zu sein, wurden v. a. in englischsprachigen und skandinavischen Ländern
Konzepte für interdisziplinäres Simulationstraining entwickelt und evaluiert. Dabei
gelten Trainingskonzepte mit high fidelity Ausstattung (computergesteuerten Simulatoren)
und solche mit low fidelity (einfache Hilfsmittel und SimulationspatientInnen*) als
wirksam. Für den deutschsprachigen Raum gibt es kaum Nachweise für die Effektivität
von interdisziplinärem Notfalltraining in der Geburtshilfe. Zielsetzung dieser Arbeit
ist es herauszufinden, ob ein low fidelity Simulationstraining in Deutschland eine
effektive Methode ist, um das geburtshilfliche Notfallmanagement zu verbessern.
Methode Es wurden fragebogenbasiert, 4 Monate nach dem Training quantitative und qualitative
Parameter vor und nach einem Simulationstraining erhoben und evaluiert. Wir fragten
u. a. nach der Selbsteinschätzung der Teilnehmenden hinsichtlich ihrer Kompetenz und
Sicherheit im Notfall; der Wahrnehmung von Kooperation und Kommunikation im Team;
der Klarheit von Arbeitsabläufen und der Einschätzung der Patientinnenperspektive.
Ergebnisse Es wurden 48 Fragebögen prä und post Training ausgewertet. Fast alle Indikatoren
zeigten eine signifikante Änderung. Veränderungsvorschläge der Befragten in Bezug
auf Struktur- und Prozessqualität im Kreißsaal wurden qualitativ beschreibend ausgewertet.
Schlussfolgerungen Der Bedarf wird bei den Mitarbeitenden gesehen. Diese bewerten subjektiv die Bewältigung
von Notfällen als verbessert.
Abstract
Background Childbirth is a physiological process. However a normal delivery may suddenly turn
into a life-threatening emergency. In this case, maternal and infant health depends
largely on appropriate and timely interventions, and effective teamwork of all professionals.
In order to meet the complex requirements, different concepts for interdisciplinary
simulation training in obstetric emergencies have been developed and evaluated mainly
in Scandinavian and English-speaking countries. In this context, both high-fidelity
and low-fidelity trainings have been found to be effective. In German-speaking countries,
the effectiveness of simulation in obstetric emergency training for multidisciplinary
teams has not been evaluated extensively or systematically. The objective of this
study was to explore whether or not simulation training is effective in improving
obstetric emergency management.
Method Quantitative and qualitative data was derived and evaluated via questionnaire from
obstetric pre-training and 4 months post-training. Participants were asked how they
perceived their own competence and how confident they felt in emergency situations,
how they rated their team’s cooperation and communication, whether they felt secure
in how to proceed in emergencies, and how important they considered the patient’s
perspective in such situations to be.
Results 48 questionnaires pre- and post-training were analysed. Nearly all items changed
significantly. In open questions, participants were invited to suggest potential for
improvement to their work environment; these suggestions were analysed descriptively.
Conclusion Professionals felt that simulation training was effective. They experienced better
management of obstetric emergencies post-training.
Schlüsselwörter
interdisziplinäres Vorgehen - geburtshilflicher Notfall - Patientensicherheit - Crew
Resource Management (CRM) - Kommunikation - Simulation
Key words
interdisciplinary process - obstetric emergency - simulation-based training - patient
safety - communication - Crew Resource Management (CRM)