PiD - Psychotherapie im Dialog 2017; 18(03): 1
DOI: 10.1055/s-0043-111290
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Als Schutz vor Enttäuschungen, habe ich vergessen zu leben.

Margot S. Baumann (*1964), Schweizer Lyrikerin und Aphoristikerin
Michael Broda
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Publication Date:
07 September 2017 (online)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

neulich berichtete mir eine Patientin, dass sie, um wiederholte Verletzungen zu vermeiden, nie mehr eine Beziehung zu einem Partner eingehen wolle. Sie alle kennen solche Einstellungen aus Ihrer Arbeit mit Patienten.

Schutz ist dabei ein nachvollziehbares und berechtigt erscheinendes Anliegen – hat aber auch den Aspekt, dass Positives, Unerwartetes und Freudespendendes damit möglicherweise versäumt wird. Dieses Spannungsfeld zwischen Schutz vor Retraumatisierung und Offenheit für korrigierende Erfahrungen erleben wir – auch an unserer eigenen Person – nahezu täglich.

Unser Heftthema beleuchtet einen ganz besonderen Teil dieses Mechanismus. In den Beiträgen geht es um diese Frage des meist biografisch berechtigten Schutzbedürfnisses und um die Frage, wie wir Betroffenen durch behutsamen Abbau dieses Schutzes helfen können, mehr und besser zu leben.

In diesem Sinne wünsche wir Ihnen viele neue und anregende Gedanken bei der Lektüre!

Ihr

Michael Broda