Zusammenfassung
Hintergrund Obwohl eine Reihe effektiver Präventionsstrategien für Essstörungen existieren, bleiben die Prävalenzzahlen konstant. Es ist somit von einer Lücke zwischen Forschung und Praxis auszugehen, die sich darin äußert, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht in vollem Umfang zur Versorgung von Risikogruppen genutzt werden. Die schulbasierten Programme PriMa und Torera zur Primärprävention von Essstörungen werden seit 2004 an Thüringer Schulen durchgeführt. Eine aktuelle Befragung gibt Auskunft über Barrieren und Chancen für eine langfristige Implementation in den Schulalltag.
Fragestellung und Methode Unter Verwendung des „Consolidated Framework for Implementation Research“ werden Faktoren diskutiert, die Einfluss auf den Implementationsprozess nehmen.
Ergebnisse Besonders hinderlich für eine langfristige Implementation erscheinen fehlende feste Rahmenbedingungen für die Präventionsdurchführung, Mitarbeiterfluktuation und mangelnde finanzielle Unterstützung durch politische Entscheidungsträger. Lösungsansätze umfassen die Schaffung zeitlicher Möglichkeiten im Lehrplan, den Einsatz von Präventionsverantwortlichen sowie die stärkere Vernetzung aller Präventionsbeteiligter mit regelmäßigen Weiterbildungen.
Diskussion Gemäß den Richtlinien der Society for Prevention Research, bildet die Diskussion implementationsrelevanter Faktoren den letzten Bestandteil einer umfassenden Programmevaluation. Sie verdeutlicht die Schwierigkeiten der Integration evidenzbasierter, praxisbewährter Präventionsprogramme in den Schulalltag. Damit stellt sich nicht zuletzt die Frage, wie viele Ressourcen noch in die Entwicklung von Präventionsprogrammen investiert werden sollen, bevor Strukturen geschaffen werden, die eine langfristige Durchführung ermöglichen, um bedeutsamen Einfluss auf die Zielgruppen zu nehmen.
Abstract
Background Prevalence rates for eating disorders remained stable over the years despite the implementation of numerous prevention strategies. This may be due to discrepancies between research and practice and scientific findings are not fully applied to the care of risk groups. The school-based programs PriMa and Torera for primary prevention of eating disorders have been delivered in Thuringian schools since 2004. A current survey provides information on barriers and facilitators for a long-term implementation in the school routine.
Objectives and Methods Using the “Consolidated Framework for Implementation Research”, factors which impact the implementation process are discussed.
Results Impeding factors for a long-term implementation are missing framework conditions, staff turnover and a lack of financial support from politicians. Possible solutions could be the establishment of extra time in the curriculum, the employment of individuals responsible for prevention and a close network between all people involved.
Conclusion According to the Society for Prevention Research, discussing implementation factors builds the last part of comprehensive program evaluations. We illustrate the barriers for the integration of evidence-based prevention programs in daily school life. It is important to implement new structures prior to the implementation of resource-intensive new prevention programs in order to increase the effectiveness of said programs and enable long-term implementation.
Schlüsselwörter
Essstörungen - nachhaltige Durchführung - CFIR - schulische Prävention - Implementation
Key words
eating disorders - long-term dissemination - CFIR - school-based prevention - implementation