B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2017; 33(05): 185
DOI: 10.1055/s-0043-118140
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Haug Verlag in Georg Thieme Verlag KG Stuttgart

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Publication Date:
24 October 2017 (online)

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Liebe Leserinnen und Leser,

die Trendreports der Gesundheitswirtschaft stellen Internetmedizin, Big Data, Apps und Expertensysteme für die Gesundheitsversorgung in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung. Demgegenüber steht die Zurückhaltung der Ärzte und Therapeuten in der Anwendung ebensolcher zukünftiger Systeme aufgrund fehlender Wirksamkeitsnachweise. So wurden auf der therapie Leipzig 2017 im März zwar eine Vielzahl neuer, innovativer und evidenzbasierter Methoden und Geräte in der konventionellen medizinischen Trainingstherapie vorgestellt, in der Ausübung therapeutischer Aktivitäten und somit auch im Alltag der Sportmediziner und Physiotherapeuten werden computergestützte, digitale Anwendungen jedoch bislang noch selten genutzt. Auf dem 1. Nationalen Reha-Forum im März 2017 wurde diesem Thema mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Dabei wurde auch seitens der Klinikbetreiber, Ärzte und Therapeuten ein wachsender Bedarf an IT-basierten Lösungen konstatiert.

Die Diskussion über den Einsatz internetbasierter, digitaler Hilfsmittel und therapeutischer Angebote stellt einerseits den Patienten in den Mittelpunkt von neuen Angeboten für Self-Tracking und Selbstmanagement und betont andererseits Möglichkeiten der effizienteren und effektiveren Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Therapeuten und Patienten. Deutlich wird, dass die Digitalisierung der Rehabilitation eine hohe strategische Bedeutung für den Erhalt der Zukunftsfähigkeit der Unternehmen besitzt. Ziel muss es dabei sein, die Digitalisierung im Gesundheitswesen mit einem positiven Effekt für die dort beschäftigten Mitarbeiter zu verbinden und Angst vor Substitution durch Maschinen und Technik entgegenzuwirken. Bislang werden IT-Systeme vorwiegend zur Optimierung administrativer Prozesse (z. B. Dokumentation, Medikamentenverordnung, Therapieplanung etc.) und nicht zur Verbesserung der Interaktion zwischen Ärzten, Therapeuten und Patienten in den jeweiligen Behandlungsprozessen eingesetzt.

Der Einsatz von Telemedizinischen Assistenzsystemen ergänzt und erweitert die ärztlichen bzw. therapeutischen Behandlungsprozesse. Hierdurch bieten sich für Kliniken sowie niedergelassene Ärzte und Therapeuten neue Möglichkeiten der Behandlung. Technik unterstützt dabei die am Behandlungsprozess beteiligten Personen. Ihr Einsatz wird aber maßgeblich von Ärzten und Therapeuten bestimmt und gesteuert. Eine telerehabilitative Nachsorge verstetigt auf effiziente Weise die im stationären Bereich erzielten Behandlungserfolge und integriert therapeutisch valide Maßnahmen im Sinne einer nachhaltigen Sekundärprävention in den Alltag der Patienten.

Dieses Spannungsfeld zwischen technischer Machbarkeit und nüchterner medizinischer Betrachtung möchte das Themenheft „Telemedizinische Assistenzsysteme in der Rehabilitation und Nachsorge“ ausloten. Dabei möchten wir mit dem vorliegenden Schwerpunktheft einerseits über die Möglichkeit und Chancen der sogenannten „Digitalisierung der Therapie“ aufklären und andererseits ganz konkret über Erfahrungen aus dem praktischen Einsatz von Telemedizinischen Assistenzsystemen berichten, die gemeinsam mit Ärzten, Therapeuten und Patienten entwickelt wurden. Der Fokus für die Beiträge in diesem Heft liegt dabei auf der Telemedizin, also der direkten Interaktion und Kommunikation von Ärzten, Therapeuten und Patienten im Behandlungsprozess. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihre

Dr. Michael John, Johannes Einhaus, Maciej Piwowarczyk vel Dabrowski

michael.john@fokus.fraunhofer.de