Transfusionsmedizin 2017; 7(04): 212
DOI: 10.1055/s-0043-120009
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Behrouz Mansouri Taleghani
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Publication Date:
01 December 2017 (online)

Stivala et al. belegen eine Beeinträchtigung der In-vitro-(Lagerungs-)Qualität von Thrombozytenkonzentraten (TK) nach deren fotochemischer (Amotosalen- und UVA-Bestrahlung) Pathogenreduktionsbehandlung (PI-TK). Neben der beschriebenen Funktionseinbuße beobachteten sie auch eine verkürzte Überlebenszeit der transfundierten Thrombozyten im Tiermodell (immundefiziente NOD/SCID-Mäuse). Die Ergebnisse und Erkenntnisse bestätigen und ergänzen somit eine Reihe vorangegangener Arbeiten anderer Gruppen. Insbesondere in der Schweiz (woher die diskutierte Arbeit auch stammt) haben wir ein waches Auge auf und größtes Interesse an wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema, denn das beschriebene Verfahren zur Pathogenreduktion von TK wurde in der Schweiz bereits 2009 zugelassen, 2010 verpflichtend eingeführt und planmäßig bis Ende 2011 flächendeckend zu 100% umgesetzt. Nach zwischenzeitlich mehr als 200 000 transfundierten PI-TK können wir feststellen, dass sich die Erfahrungen in unserem Land mit den Ergebnissen der seinerzeit vorliegenden klinischen Studien decken, die für die behördliche (= Swissmedic) Zulassung des Verfahrens maßgeblich waren: Wir haben seitdem bei unseren Patienten keine TK-übertragenen Infektionen mehr beobachtet und zugleich keine Hinweise auf eine beeinträchtigte klinische Wirkung der TK vorliegen. Bezogen auf unsere Erfahrungen vor der Einführung der PI-TK – mit einem Risiko von ca. 1 : 10 000 für eine febrile oder septische Reaktion nach TK sowie 1 : 50 000 für einen daraus resultierenden Todesfall – sehen wir dies unverändert als eine Erfolgsgeschichte. Daneben ist es sicher von größtem Interesse zu prüfen, ob man durch modifizierte und protektivere Lösungen und Additive die Lagerungsqualität von PI-TK verbessern könnte, wie in der Arbeit von Stivala et al. diskutiert wird.