Zusammenfassung
Fragestellung Eine hyperglykämische Stoffwechsellage und eine Insulinresistenz können einen negativen
Einfluss auf Fertilität und Schwangerschaftsoutcome haben. Ziel dieser retrospektiven
Studie war die Untersuchung der Glukose- und Insulinstoffwechselstörungen von Kinderwunschpatientinnen
mit Spontankonzeption vor geplanter assistierter Reproduktion (ART). Analysiert wurden
assoziierte Risikofaktoren der Patientinnen in Bezug auf Lebendgeburt oder Abort.
Methodik Aus einer Gesamtkohorte von 589 Schwangerschaften wurden 129 Kinderwunschpatientinnen
mit Spontankonzeption vor geplanter ART genauer analysiert. Präkonzeptionell sowie
nach Feststellung einer Schwangerschaft erfolgte ein 75-g-oGTT (oGTT: oraler Glukosetoleranztest)
mit Glukosemessung und Insulinresistenztestung. Bei Auffälligkeiten oder Risikofaktoren
für Gestationsdiabetes (GDM) erfolgte eine präkonzeptionelle Metformintherapie (Off-Label-Use).
Der Schwangerschaftsverlauf sowie das Schwangerschaftsoutcome der definierten Kohorte
wurden erhoben.
Ergebnis Die Spontankonzeptionsrate vor geplanter ART nach therapeutischer Intervention bei
Auffälligkeiten im Glukose-/Insulinstoffwechsel lag bei 21,9% (n = 129/589). In 66,7%
der 129 Schwangerschaften kam es zur Geburt, 32 Patientinnen erlitten einen Abort.
76,0% wurden aufgrund eines polyzystischen Ovarsyndroms (PCOS), eines positiven GDM-Risikoprofils
oder präkonzeptionell auffälligen Glukose-/Insulinstoffwechsels mit Metformin (Off-Label-Use)
behandelt. 55,8% der Kohorte entwickelten einen GDM. Einen signifikanten Unterschied
zeigten GDM-Patientinnen hinsichtlich des Insulinbedarfs in Abhängigkeit zur Metformineinnahme.
24,6% der GDM-Patientinnen unter Metformintherapie entwickelten einen insulinbehandelten
GDM, ohne Metforminmedikation 53,8%. Die PCOS-Rate in der Studienpopulation mit Lebendgeburt
war signifikant höher (57,0%) als bei den Abortpatientinnen (31,3%). Es zeigte sich
kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Geburt- und Abortrate mit/ohne Metformin
sowie GDM und Metformineinnahme.
Schlussfolgerung Die hohe Spontankonzeptionsrate der Kinderwunschkohorte unterstreicht die Bedeutung
der präkonzeptionellen Glukose-/Insulinstoffwechseloptimierung für die Fruchtbarkeit.
Zudem unterstreicht die hohe Rate an GDM bei Schwangeren mit Sterilitätsanamnese die
Wichtigkeit, die Sterilitätsdiagnostik auf die Untersuchung des Glukosestoffwechsels
und Testung auf Insulinresistenz zu erweitern. Möglicherweise profitierten zudem gerade
PCOS-Patientinnen von der präkonzeptionellen Metforminmedikation, was die hohe Lebendgeburtenrate
in dieser Patientinnengruppe erklärt.
Schlüsselwörter Gestationsdiabetes - früh einsetzender Gestationsdiabetes - FREGDM - ART - Metformin