Rofo 2017; 189(12): 1183-1184
DOI: 10.1055/s-0043-122367
Beitrag des BDR
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Radiologie in Europa

UEMS Section of Radiology Meeting with Delegates in Rom und Sitzung des Europaauschusses des SpiFa in Berlin
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Publication Date:
21 November 2017 (online)

Der BDR nimmt aktiv an den Sitzungen der für uns zuständigen Gremien der UEMS (Union Européenne des Médecins Spécialistes) teil. Für die fachspezifischen Sektionen sind dies die Treffen der UEMS Section of Radiology; für die länderspezifische Vertretung der Europaausschuss des SpiFa (Spitzenverband Fachärzte Deutschland). Die Ergebnisse der Herbsttagungen beider Vertretungen sollen hier zusammengefasst werden.

Im Mittelpunkt der Sitzung der UEMS Section of Radiology in der Poliklinik der Universität von Rom am 30.9.2017 standen einmal mehr die Aktivitäten im Rahmen der CESMA (Council for European Specialists Assessment). Dieses Beratungsgremium der UEMS arbeitet an der Vereinheitlichung der Facharztausbildung in Europa mit vergleichbaren Standards in allen Mitgliedsländern und berät die Boards der verschiedenen Fachrichtungen bei der Ein- und Ausrichtungen der harmonisierten Facharztprüfungen. Für die Radiologie erfreut sich das European Diploma of Radiology (EDiR) zunehmender Beliebtheit. So stieg die Zahl der Kandidaten dafür von 64 im Jahr 2011 auf 760 im Jahr 2017 an. Die Anerkennung eines europäischen Examens in Neuroradiologie steht unmittelbar bevor. Dabei folgt die Anerkennung dieser sogenannten ETR (European Training Requirements) strukturierten Vorgaben, die vom Council, dem höchsten Entscheidungsgremium der UEMS verabschiedet worden sind.

Einen weiteren wichtigen Diskussionspunkt stellten die UEMS-Aktivitäten zur Vereinheitlichung der Fortbildung in den Mitgliedsländern dar. Diese im EACCME (European Accreditation Council for CME) gebündelte Initiative arbeitet seit 2000 sowohl an der gegenseitigen Anerkennung landesweit zertifizierter CME-Punkte, als auch an der europaweiten Zertifizierung von Fortbildungsveranstaltungen mit der Zuteilung von CME-Punkten nach einheitlichen Kriterien. Die Schwierigkeit für das Projekt ist darin begründet, dass große Mitgliedsländer wie etwa Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien ihre Hoheit zur Vergabe von CME-Zertifizierungen bisher nicht zugunsten von EACCME abgetreten haben. In Deutschland ist dies nicht zuletzt auf die Organisation auf Länderebene bei den zuständigen Landesärztekammern und die entsprechende deutschlandweite Beschlusslage zurückzuführen. Da das CME-System in Deutschland gut etabliert und die Regularien der Fortbildung seit langem festgeschrieben sind, besteht eine Notwendigkeit zur europäischen Vereinheitlichung aus deutscher Sicht derzeit nicht.

Die Zusammenarbeit zwischen der Section of Radiology der UEMS und der ESR (European Society of Radiology) hat sich in den letzten Jahren spürbar verbessert. Dies fand seinen Ausdruck auch in der Teilnahme des Past-President der ESR, Prof. Parizel an der Sektionssitzung. Für den kommenden ECR ist auch wieder eine gemeinsame Sitzung von UEMS (Section of Radiology) und der ESR geplant.

Erfreulicherweise stellt sich die finanzielle Situation der Sektion, im Gegensatz zu den Vorjahren, stabil bis gut dar, so dass bis zur nächsten Sitzung im Frühjahr vom Vorstand ein Vorschlag ausgearbeitet werden wird in welchem Umfang die Jahresbeiträge der einzelnen Länder angepasst und reduziert werden können.

Auch wenn die Sitzung des Europaausschusses des SpiFa in den Räumen der KBV in Berlin am 18.10.2017 unter deutschland- und damit länderspezifischen Gesichtspunkten zur Zusammenarbeit mit der UEMS stand, wurden dennoch vergleichbare Themen wie in der Sektionssitzung behandelt.

Auch hier stand die zunehmende Akkreditierung europäischer Examina in einzelnen Fachrichtungen im Mittelpunkt der Diskussion. So wird etwa das europäische Examen in Anästhesie u. a. in Österreich und der Schweiz gleichwertig zu einem nationalen Examen anerkannt. Problematisch ist dies insbesondere dann, wenn, wie in einigen Mitgliedsländern möglich, das europäische Examen auch vor oder sogar statt einer nationalen Facharztprüfung abgelegt werden kann. Demgegenüber kann das europäische Facharztexamen in Deutschland für alle Fächer erst nach einem nationalen Examen erworben werden. Im Rahmen der europäischen Migration ist dennoch davon auszugehen, dass Fachärzte mit europäischem Examen ohne nationale Examina auch in Deutschland tätig werden können. Für die Radiologie ist dies allerdings nicht gleichermaßen möglich, da das European Diploma of Radiology (EDiR) erst nach Absolvierung eines nationalen Examens erworben werden kann.

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war die Teilnahme einzelner Fachvertreter in den Multidisciplinary Joint Committees (MJC) der UEMS und den Working Groups, die als Vorläufer der MJCs zu sehen sind. Ähnlich wie in der Sitzung der Section of Radiology waren sich die Teilnehmer einig, dass die Mitarbeit in den MJCs, aber ebenso in den vorausgehenden Working Groups für das Erkennen möglicher zukünftiger europaweiter Regulationen von Bedeutung ist. Nur in diesen frühen Stadien ist auch eine ausreichende politische Einflussnahme möglich. Über eine mögliche Bündelung deutscher Interessen soll in einer der nächsten Sitzungen des Europaausschusses beraten werden.

Fazit: Die europäische Berufspolitik beschäftigt sich sowohl aus der nationalen als auch aus der fachlichen Blickrichtung im Herbst 2017 weiterhin vor allem mit der Harmonisierung der Fort- und Weiterbildung. Eine Beurteilung der ablaufenden Diskussionen und Prozesse erfordert eine erhebliche Detailkenntnis, nicht zuletzt der europäischen Entscheidungsmechanismen. Auch wenn die derzeit diskutierten Themen für die deutschen Fachärzte und speziell die deutschen Radiologen weniger Bedeutung haben werden, ist dennoch eine aktive Begleitung der europäischen Aktivitäten und Initiativen für den BDR weiterhin nötig und geboten. Nur wenn im Vorfeld mögliche Einflüsse erkannt werden, kann versucht werden diese in unserem Sinne positiv zu beeinflussen.