Zusammenfassung
Zielsetzung Untersucht werden soll der leitliniengerechte Einsatz des Cardiotokogramms (CTG),
sowohl ante partum als auch sub partu, im internationalen Vergleich.
Material und Methoden Verglichen wurden die Leitlinien verschiedener Länder (Deutschland, Kanada, Großbritannien,
USA, Sri Lanka und Australien) sowie die Empfehlungen der Fédération Internationale
de Gynécologie et d̛Obstétrique (FIGO). Gegenübergestellt wurden die Empfehlungen
zum Einsatz des CTG sowohl ante partum als auch sub partu.
Ergebnisse CTG ante partum: Es lässt sich feststellen, dass bei risikofreier Schwangerschaft
der Einsatz des CTG in allen untersuchten Ländern nicht empfohlen wird. Bei Vorhandensein
definierter Risikofaktoren für das fetale oder maternale Wohl wird der Einsatz des
CTG hingegen empfohlen. Während die englische National Institute for Health and Care
Excellence (NICE)-Guideline den Einsatz nur bei maternaler Hypertonie und Präeklampsie
vorsieht, listet die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
(DGGG) in Anlehnung an die Empfehlungen der Society of Obstetricians and Gynaecologists
of Canada (SOGC) deutlich mehr Risikofaktoren auf. Sub partu: Subpartual unterscheiden
sich die Empfehlungen von Land zu Land deutlich. In Deutschland wird der Einsatz des
CTG ab der späten Eröffnungsperiode empfohlen. Die Leitlinien der anderen untersuchten
Länder empfehlen während einer Nichtrisikoschwangerschaft vorrangig die Auskultation
der fetalen Herzfrequenz unter der Geburt. Begründet wird dies mit der bisherigen
Studienlage, die keinen Vorteil des CTG gegenüber der intermittierenden Auskultation
erkennen lässt. Viel mehr ließ sich in den ausgewerteten Studien erkennen, dass es
unter dem Einsatz des CTG zu einem Anstieg der Kaiserschnitterate kam. Anders sehen
die Empfehlungen zur Anwendung des CTG unter der Geburt bei Risikoschwangerschaften
aus. Hier wird in den Leitlinien der verglichenen Länder der Einsatz des CTG durchaus
empfohlen, obwohl Unterschiede bezüglich der Indikation für den Einsatz des CTG festzustellen
sind.
Schlussfolgerung Die intermittierende Auskultation ist im Vergleich zum CTG zwar eine kostengünstigere
Alternative, sie ist jedoch nicht kontinuierlich anwendbar und im Falle von Regressen
schlechter nachvollziehbar als das CTG. Das CTG führt zu einer höheren Rate an Kaiserschnitten,
bietet jedoch bei korrekter Anwendung Sicherheit für Fetus und Mutter sowie Rechtssicherheit
für das geburtshilfliche Personal. Im internationalen Vergleich empfehlen die deutschen
Leitlinien als einzige, trotz fehlender Evidenz, die CTG-Diagnostik ab der späten
Eröffnungsperiode bei Nichtrisikoschwangerschaften.
Abstract
Objective This study examines the recommendations of international guidelines on the use of
antepartum and intrapartum cardiotocography.
Material and methods The guidelines of Germany, Canada, UK, USA, Sri Lanka, Australia as well as FIGO
have been compared. The recommendations on the use of cardiotocography were separately
evaluated for antepartum and intrapartum use.
Results Antepartum: In risk-free pregnancies the use of cardiotocography is not recommended
in all countries. On the other hand the use of cardiotocography is indicated in the
presence of a defined maternal and fetal risk factors. While the NICE guidelines recommend
cardiotocography in the case of maternal hypertension, as well as preeclampsia, the
German guidelines as well as SOGC list considerably more risk factors. Intrapartually,
the recommendations vary greatly from country to country. While German guidelines
suggest the use of cardiotocography from late 1st stage of labor, the other countries
strongly recommend the auscultation of the fetal heart rate of non-risk pregnancies.
This is due to the current study situation, which does not show any advantage of cardiotocography
as opposed to intermittent auscultation. Furthermore studies have indicated that the
use of cardiotocography caused an increase in iatrogenic induced cesarean sections.
In high risk pregnancies the use of cardiotocography is strongly recommended in the
compared countries, however there are major differences in the definition of high
risk pregnancy and therefore the indication for cardiotocographic monitoring.
Conclusion Intermittent auscultation is a more cost-effective alternative compared to cardiotocography.
However, in the case of legal litigation intermittent auscultation is harder to reconstruct
the well-being of the newborn during birth. On the other hand cardiotocography might
result in a higher cesarean section rate, but can be more helpful to prove fetal well-being
during birth for a legal litigation process. Despite the lack of evidence only German
guidelines recommend cardiotocographic monitoring from the late 1st stage of labor
for risk-free pregnancies.
Schlüsselwörter
Fetalblutanalyse - fetale Herzfrequenz - Fetale Überwachung - Herzfrequenzvariabilität
- Herzzeitvariation (STV)
Key words
antenatal care - cardiotocogram (CTG) - fetal blood sampling - fetal heart rate -
heart rate variability - short time variation (STV)