Z Sex Forsch 2018; 31(01): 77-86
DOI: 10.1055/s-0044-101524
Debatte
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Versorgung zur sexuellen Gesundheit unter dem Prostituiertenschutzgesetz – mehr Fragen als Antworten?

Sexual Health Care under the Prostitutes Protection Act – More Questions than Answers?
Harriet Langanke
a   Center for Sexology and Sexuality Studies, Universität Malmö/Schweden
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. März 2018 (online)

Zusammenfassung

Ein Gesetz, dessen Name „Gesetz zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen“ (ProstSchG) das Versprechen birgt, Prostituierte zu schützen, legt die Frage nahe, ob und wie sich dieser Schutz auf die sexuelle Gesundheit der genannten Zielgruppe auswirkt. Der Beitrag betrachtet zum einen den grundlegenden Ansatz des Gesetzes und stellt einen Zusammenhang her mit anderen gesetzlichen Regelungen, die der gesundheitlichen Versorgung in der Sexarbeit dienen. Zum anderen erläutert der Beitrag am Beispiel von drei ausdrücklich im ProstSchG benannten Bereichen (Anmeldepflicht, Beratungspflicht und Kondompflicht), inwiefern das Gesetz strukturelle Risiken für die Menschen in der Sexarbeit birgt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die stigmatisierenden Kontrollen, die mit dem ProstSchG verbunden sind, die Vulnerabilität der betroffenen Menschen erhöhen, statt ihre sexuelle Gesundheit zu schützen.

Abstract

An act named the Prostitutes Protection Act (ProstSchG), thereby claiming to protect sex workers, needs to be questioned as to whether its intention to protect actually has any impact on the sexual health of the group addressed. The article reviews the fundamental approach of the law and considers its relationship to other legal regulations serving the sexual health of people in sex work. Taking three issues explicitly mentioned by the ProstSchG (mandatory registration, mandatory counseling and mandatory condom use), the article explains how the law puts sexual health in sex work structurally at risk. The article shows that stigmatizing controlling mechanisms associated with the ProstSchG actually enhance the vulnerability of the target group instead of protecting their sexual health.