Osteologie 2024; 33(02): 119
DOI: 10.1055/s-0044-1782067
Abstracts
1. Posterbegehung 1

Viel hilft viel – in diesem Fall nicht, Nierenschädigung durch Vitamin D-Intoxikation

Katja Schmitt-Bieda
1   Städtisches Klinikum Braunschweig, Medizinische Klinik V,Nephrologie, Rheumatologie und Blutreinigungsverfahren, Braunschweig
,
Christian Hansen-Hagge
1   Städtisches Klinikum Braunschweig, Medizinische Klinik V,Nephrologie, Rheumatologie und Blutreinigungsverfahren, Braunschweig
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Nils Anders
1   Städtisches Klinikum Braunschweig, Medizinische Klinik V,Nephrologie, Rheumatologie und Blutreinigungsverfahren, Braunschweig
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Lukas Wohlbier
1   Städtisches Klinikum Braunschweig, Medizinische Klinik V,Nephrologie, Rheumatologie und Blutreinigungsverfahren, Braunschweig
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Jan T. Kielstein
1   Städtisches Klinikum Braunschweig, Medizinische Klinik V,Nephrologie, Rheumatologie und Blutreinigungsverfahren, Braunschweig
› Author Affiliations
 

Einleitung: Im Internet mehren sich Empfehlungen zur hochdosierten Vitamin D-Substitution zum Beispiel bei Infekten und Autoimmunerkrankungen, so dass immer mehr Menschen eigenständig zu Supplementen greifen. Während einige hochdosierte Vitamin D-Präparate verschreibungspflichtig sind, sind andere in Tabletten- und Tropfenform mit bis zu 20.000IE Vitamin D/Tablette oder Tropfen frei verkäuflich. Dass die übermäßige und unkontrollierte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln schädlich sein kann, zeigt dieser Fall.

Methode: Klinischer Fall eines 68-jährigen Patienten, der mit akuter Nierenschädigung stationär eingewiesen wurde. In den letzten 15 Jahren wurden keine Laborkontrollen durchgeführt. Die Vorstellung erfolgte aufgrund von Luftnot, generalisiertem Juckreiz, Antriebslosigkeit, allgemeiner Schwäche und Müdigkeit. Die Vormedikation bestand bei Asthma bronchiale aus inhalativem Sultanol und laut Plan 1000IE Vitamin D täglich. In der körperlichen Untersuchung fielen leichte Unterschenkelödeme auf. Der Patient präsentierte sich unruhig, ängstlich, agitiert mit erhöhtem Redefluss. Im Labor zeigte sich bei fehlenden Vorwerten eine akute Nierenschädigung mit einem Kreatinin von 3,83 mg/dl, einer eGFR (CKD-EPI) von 15,2 ml/min/1,73m², eine Hyperkalzämie von 3,05 mmol/l bei einer Hypervitaminose D mit einem 25(OH)Vitamin D3 von > 240 ng/ml (1,25(OH)2D3 182 pg/ml (19,9-79,3)) und einem supprimierten Parathormon von 12,8 pg/ml. Außerdem waren eine normochrome, normozytäre Anämie, eine Hyperphosphatämie und leicht erhöhte Werte für α-Amylase und Lipase nachweisbar.

Ergebnisse: Nach genauer Recherche gab der Patient an, seit ca. 1 Jahr ein freiverkäufliches Vitamin D-Präparat aus dem Internet mit 3 Tropfen täglich zu verwenden. Die Einnahme von Calciumpräparaten wurde verneint, allerdings ein hoher Konsum von calciumhaltigen Nahrungsmitteln (Milch) angegeben. Durch forcierte Diurese an Tag 1-6 und orale Glukokortikoide (30 mg Prednisolon) ab Tag 7 konnte das Calcium fast in den Normbereich gesenkt werden (2,56 mmol/l), zeigte dann aber einen Wiederanstieg auf 2,94 mmol/l, so dass trotz Nierenfunktionseinschränkung nach zahnärztlicher Vorstellung 4 mg Ibandronsäure intravenös verabreicht wurden. Die Nierenschädigung persistierte auch nach Ausgleich des Flüssigkeitsdefizites, so dass von einer irreversiblen Nierenfunktionseinschränkung ausgegangen wurde. Längerfristige Daten nach 3 Monaten stehen noch aus. In der Knochendichtemessung (LWS und Femur bds.) sahen wir positive T- und Z-Scores und somit keinen Hinweis auf Osteoporose/Osteopenie.

Diskussion: Ein unkontrollierter Umgang mit vor allem hochdosierten Vitamin D-Supplementen kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Daher sollten diese nicht frei verkäuflich sein. Eine Vitamin D-Substitution sollte nur bei bestätigtem Vitamin D-Mangel erfolgen.

Keywords: Vitamin D, Hyperkalzämie, Nierenschädigung

Korrespondenzadresse: Katja Schmitt-Bieda, Städtisches Klinikum Braunschweig, Med. Klinik V, Rheumatologie, Salzdahlumer Str. 90, 38126 Braunschweig, Deutschland, E-Mail: k.schmitt-bieda@skbs.de



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Article published online:
13 March 2024

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